Während die US-Aktienindizes dieser Tage von Rekord zu Rekord eilen vermelden amerikanische Kaufhäuser weiterhin schlechte Nachrichten und können sich kaum von ihren eingebrochenen Kursen erholen. Eine ganze Branche kämpft schlicht um das Überleben, getrieben von geändertem Kaufverhalten, Discount Offensiven der Konkurrenz. “«Fast Fashion»-Ketten wie H&M und Zara locken mit modisch aktueller, stets rotierender Billigware.” (Neue Zürcher Zeitung) Hauptfaktor aber einmal mehr das übermächtige Amazon, das in seinem Sog, wir bezeichnen es gerne den “Amazon Tsunami“, den gesamten Einzelhandel in seiner althergebrachten Form in Frage stellt.
Aktien Kursentwicklung der großen US Kaufhäuser
Die Aktienkursentwicklung der letzten 12 Monate einiger der wichtigsten US Kaufhäuser im Überblick:
- Macy´s: – 47,80 % (NYSE)
- Kohl´s: -40,38 (NYSE)
- Nordstrom: – 47,60 % (NYSE)
- Gap: – 38,59 % (NYSE)
- Target: – 12,61 % (NYSE)
- J. C. Penney: – 4,88 % (NYSE)
Im Gegensatz dazu legte Amazon im gleichen Zeitraum um + 59,20 % (Nasdaq) zu. Alle Zahlen basierend auf tagesaktuellen Kursen (Donnerstag, 14. Juli 2016) bei Onvista.de abgerufen.
In Folge ein näherer Blick auf einige Einzelwerte.
Todesfall 1: Macy’s, Bloomingdales
Die Gesellschaft besitzt 769 Stores in 45 US-Staaten, Guam und Puerto Rico. Des Weiteren betreibt das Unternehmen in 12 US-Bundesstaaten und 43 Stores unter dem Markennamen Bloomingdale’s. Die Kaufhäuser bieten ein umfangreiches Warensortiment bestehend aus Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Accessoires, Kosmetikartikeln, Möbeln, Heimtextilien und anderen Konsumgütern. Die Filialen befinden sich in der Regel in innerstädtischen Lagen, variieren jedoch in der Größe, in ihrem Erscheinungsbild und mit der Zusammenstellung der angebotenen Waren. Neben den Geschäften können Kunden die offerierten Artikel auch über Kataloge und über das Internet kaufen.
Geschäftsjahr 2015:
- Umsatzrückgang von 3,7% (flächenbereinigt -3%) auf knapp 27,1 Mrd. Dollar (24,6 Mrd. Euro).
- Nettogewinn brach um 30% auf knapp 1,1 Mrd. USD ein.
Geschäftsjahr 2016:
- Umsatzrückgang im 1. Quartal um 7,4 %
Für 2016 ist die Schließung von einigen der umsatzschwächsten Läden geplant und dementsprechend ein weiterer Umsatzrückgang zu erwarten. Im Januar veröffentlichte das Wall Street Journal eine Liste von 40 Kaufhäusern, die geschlossen werden sollen. Desweiteren wurden bereits tausende Arbeitsplätze gestrichen und mit der Einführung der Bluemercury Beauty Geschäfte und Backstage Discountläden soll den erfolgreichen Niedrigpreisketten entgegen getreten werden.
Das sog. “Same-Store-Growth”, also Wachstum bezogen auf dasselbe Warenhaus, lag mehrere Quartale hintereinander im Minus und kurzfristig soll sich an der negativen Entwicklung auch nichts ändern.
Einziger Lichtblick: Wie auch bei den deutschen Pendants Karstadt und Kaufhof liegt der wahre Wert von Macy´s in seinen Immobilien. Der Investor Starboard Value LP hat Macy´s deshalb unter Druck gesetzt seine Immobiliengeschäfte auszugliedern. Im März wurde auch ein Immobilienexperte in den Vorstand aufgenommen.
Todesfall 2: Nordstrom
Lange Zeit war Nordstrom führender Einzelhändler, in puncto E-Commerce Forcierung. Man trieb seine Omnichannel Bemühungen voran und hatte eine der besten mobilen Apps im Einsatz. Aufgrund eines erneut katastrophalen 1. Quartals 2016 gab man jedoch im März bekannt, dass man die Ausgaben für die technische Weiterentwicklung kürzen möchte. Nachdem die Investitionen in den letzten Jahren jeweils stark gestiegen sind, sollen sie 2016 auf demselben Niveau wie im Vorjahr verharren, berichtet Fortune. Zur weiteren Kosteneinsparung werden auch Stellen abgebaut. Schließlich sollen 60 Millionen Dollar an jährlichen Kosten eingespart werden. Ob freilich eine Streichung der E-Commerce Stellen und – Investitionen die richtige Wahl ist um sich den Problemen des digitalen Wandels zu stellen ist fraglich.
Den Versuch ein möglichst breites Online Sortiment anzubieten gibt man ebenfalls auf und will sich mehr auf profitable Kernmarken konzentrieren. Es ist eben nicht so leicht mit Amazons Bauchladen zu konkurrieren und dabei die Kosten im Griff zu haben.
Üblicherweise stehen Kaufhäuser wie Nordstrom für hochpreisige Luxusartikel. Im Internet müssen sie jedoch auch mit den Preisvergleichen zurechtkommen und Preissenkungen gehen zu Lasten der eigenen Marge. Die andere große Gefahr ist, dass das Sortiment nicht mehr einzigartig ist und man so seinen Markenkern verliert. Die Kunden haben nicht mehr das Gefühl bestimmte Artikel “nur” bei diesem Kaufhaus zu bekommen. Was langfristig zu großen Schäden für das eigene Branding führen kann.