Amazon weitet im zweiten Quartal 2014 Verlust aus, ist langfristig aber auf Kurs

von Stefan Hoffmeister
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Amazon hat am Donnerstagabend seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal veröffentlicht: Einem Umsatzplus um 23 %, auf 19,34 Milliarden US Dollar, steht ein Verlust von 126 Millionen Dollar gegenüber.

Amazon Zahlen wenig überraschend

An und für sich sind die Geschäftszahlen wenig überraschend. Am Ende des ersten Quartals 2014 wurde folgende Prognose verkündet:

Für das laufende Quartal rechnet Amazon mit einem operativen Verlust zwischen 55 und 455 Millionen Dollar bei einem Umsatzwachstum zwischen 15 und 26 Prozent.

Bereits im April haben wir über eine schier nicht endende Fülle an Innovationen und Investitionen berichtet. Dennoch hatten Analysten einen geringeren Verlust erwartet. Entspricht der jetzige 0,27 Dollar je Aktie, hatten sie 0,14 Dollar je Aktie vorausgesehen.

Amazons Verlust fällt mit 126 Millionen Dollar deutlich höher aus als von Analysten erwartet (Bild: Amazon).

(Bild: Amazon)

Doch damit nicht genug: Während der Nettoumsatz im dritten Quartal voraussichtlich 15 bis 26 Prozent zulegen wird, soll der operative Verlust auf 410 bis 810 Millionen US-Dollar explodieren. Könnte also auf Jahressicht die Milliardengrenze überschreiten. Im dritten Quartal 2013 hatte Amazon einen operativen Verlust von vergleichsweise bescheidenen 25 Millionen erlitten.

Verlieren die Investoren die Geduld?

Während Amazon sich freilich voll auf Kurs sieht, sind Anleger und Investoren von den Zahlen enttäuscht. Die Aktie brach am Freitag um über 10 Prozent ein. Mit den seit Jahresanfang eingefahrenen Kursverlusten in Höhe von weiteren 10 Prozent, bis Donnerstag, verlor die Aktie in 2014 also über 20 Prozent. Der Nasdaq Composite Index, der Technologie Unternehmen abbildet, ist seit Januar um 6,4 % gestiegen. Jedoch darf nicht außer acht gelassen werden, dass diese Kursentwicklung auch nach den letzten beiden Quartalsberichten ähnlich ausgefallen ist.

Positiv müsste sie allerdings eine Verbesserung der Margen stimmen. Die vielbeachtete operative Marge lag bei minus 0,1 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 0,5 Prozent und im ersten Quartal diesen Jahres 0,7 Prozent.

Die Anleger scheinen sich, ob der Vielzahl an Investitionen zu sorgen. Schließlich hat der eCommerce Riese aus Seattle in diesem Jahr mit dem Amazon Dash (WLAN Stick zum EAN scannen von Produkten, die sofort per Amazon geordert werden), dem Fire Phone und dem kürzlich verkündeten Kindle Unlimited (monatliche eBook Flatrate) eine Reihe kostspieliger Projekte gelauncht. In der englischen Presseerklärung liest sich das so:

“We continue working hard on making the Amazon customer experience better and better,” said Jeff Bezos, founder and CEO of Amazon.com. “We’ve recently introduced Sunday delivery coverage to 25% of the U.S. population, launched European cross-border Two-Day Delivery for Prime, launched Prime Music with over one million songs, created three original kids TV series, added world-class parental controls to Fire TV with FreeTime, and launched Kindle Unlimited, an eBook subscription service. For our AWS customers we launched Amazon Zocalo, T2 instances, an SSD-backed EBS volume, Amazon Cognito, Amazon Mobile Analytics, and the AWS Mobile SDK, and we substantially reduced prices. And today customers all over the U.S. will begin receiving their new Fire phones — including Firefly, Dynamic Perspective, and one full year of Prime — we can’t wait to get them in customers’ hands.”

In anderen Unternehmen würde wahrscheinlich eine solche Entwicklung Diskussionen um den Vorstand auslösen. Der CEO Jeff Bezos ist aber nach wie vor größter Anteilseigner und hält 18,5 % der Aktien von Amazon. Der größte institutionelle Investor ist Capital World Investors, mit 6,9 % Aktienanteil.

Screenshot Morningstar.com

Es gibt aber auch Stimmen, die Amazon voll auf Kurs sehen. So hat das 1962 gegründete Walmart jahrzehntelang keine nennenswerten Gewinne erwirtschaftet. Startups und junge Unternehmen investieren anfänglich oft sehr stark in den Ausbau des Geschäftes in der Hoffnung und Erwartung zukünftiger Gewinne. Hier der Tweet eines bekannten amerikanischen Internet Analysten:

Gründe für die aktuelle Entwicklung

Bester Beleg für die expansive Vorgehensweise des Managements ist die Entwicklung der Mitarbeiterzahlen. Diese wuchsen weltweit innerhalb eines Jahres um 35.600 auf nun 132.600 (Meedia.de).

Amazons Finanzchef Tom Szkutak nennt wenig handfestes zu den Gründen für die Geschäftsentwicklung. In Japan wurde die Umsatzsteuer von 5 auf 9 Prozent erhöht, was die Kauflust deutlich gehemmt hat. Amazon Web Services (AWS), das mit Cloud Computing Angeboten sein Geld verdient, befindet sich in einem heftigen Preiskampf mit Google und Microsoft. Auch das ist allerdings eine gängige Geschäftspraxis von Jeff Bezos. In wichtigen Segmenten wird selbst bei möglichen Verlusten jeder Preis mitgegangen, um den Wettbewerb ausbluten zu lassen. Auch wenn Amazon keine separaten Zahlen zu AWS ausweist, wurde mitgeteilt, dass der Bereich “Sonstiges” mit 38 Prozent deutlich langsamer wächst, als zuvor. Im ersten Quartal konnte der Umsatz hier noch um 60 Prozent zulegen.

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