Soll ich’s wirklich kaufen oder lass ich es lieber sein? Kunden suchen bei den meisten Kaufentscheidungen nach einer individuellen Beratung. Die klassische Werbung greift bei dem Übermaß an Angeboten bei vielen nicht mehr. Stattdessen wird auf Online-Kanälen recherchiert und auf Empfehlungen von sogenannten Influencern vertraut, beispielsweise Blogger, Instagram- oder YouTube-Stars, die auf ihren Kanälen bestimmte Produkte vorstellen. Das Identifikationspotenzial ist deutlich höher, automatisch ist ein gewisses Vertrauen gegeben. Das Influencer-Phänomen beeinflusst den Online-Handel zunehmend – in den unterschiedlichsten Bereichen von Mode über Kosmetik bis zu Technik. Wieso im E-Commerce gerade kein Weg an diesem Marketing-Trend vorbeiführt, was genau Influencer Marketing überhaupt bedeutet und wie es sich entwickelt hat:
Social Media: der Startschuss für die Influencer-Ära
Online-Plattformen wie Facebook und Instagram garantieren hohes Austauschpotenzial sowie eine außerordentliche Aufnahmebereitschaft, denn alle Nutzer suchen sich die Personen, denen sie auf den verschiedenen Kanälen folgen, nach ihren eigenen Interessensgebieten aus. Somit ist es nicht verwunderlich, dass den Meinungen der gefolgten Accounts eine große Wertschätzung entgegengebracht wird. Personen mit einer großen Anzahl an Followern gelten für einige sogar als Vorbilder, deren Aktivitäten sie Tag für Tag verfolgen. Käufer orientieren sich daher an den Produkten oder Dienstleistungen, die die Accounts in ihre Beiträge integrieren – ob sie ursprünglich einen Kauf geplant haben oder nicht. Und wer Follower mit einem Foto dazu bewegen kann, etwas zu kaufen, gilt als Influencer.
Wenn man bedenkt, dass 70 Prozent der Deutschen täglich in den sozialen Netzwerken aktiv sind, wird deutlich, welche Reichweitengewalt online herrscht. Es ist jedoch nicht immer entscheidend, einen großen Follower-Kreis zu haben. Und nicht immer muss man Social-Media-Star sein, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen: Auch Freunde und Bekannte „aus dem echten Leben“ spielen entscheidende Rollen: 59 Prozent der Menschen beraten sich mit ihrem engeren Umfeld, bevor sie einen Kauf tätigen.
Der neue Marketing-Mix
Themenrelevante Inhalte stehen heute im Fokus. Weg von den vier Ps – Product, Price, Place, Promotion – hin zu den vier Cs – Customer, Cost, Convenience, Communication. Kunden sollen neben den reinen Produkteigenschaften über weitere Faktoren, beispielsweise ein angesagtes Image, noch stärker an die Marke gebunden werden. Dazu eignet sich auch Empfehlungsmarketing ideal. Denn durch Social Media hat sich das klassische Marketing maßgeblich verändert – es ist eine Art „Word of Mouth 2.0“ entstanden. Komplett losgelöst von der Händlerseite, kursiert auf Online-Kanälen mittlerweile ein reger Empfehlungs- und Meinungsaustausch. Der Online-Handel sollte sich der Relevanz dieses Trends noch stärker bewusst werden und Budgets nicht mehr so sehr für klassische Werbung einsetzen, sondern stattdessen Möglichkeiten finden, Influencer einzubinden.
Auswirkungen auf den Online-Handel
Lokal oder national – Online-Marktplätze haben im E-Commerce bereits ihren Platz gefunden. Um den Bedürfnissen der heutigen Shopping-Generation gerecht zu werden, ist die logische Konsequenz ein digitaler Marktplatz, der Empfehlungsaustausch und Abverkaufsoptionen auf einer Seite verknüpft. Einige Unternehmen haben den Vorteil dieser Online-Plattformen bereits für sich erkannt und sind Teil von Kooperationen geworden. Öffentliche Kaufempfehlungen durch Communitys sind jedoch nicht nur für Unternehmen von Vorteil, die so die Chance bekommen ihrer Marke ein glaubwürdiges Image zu verleihen. Dank sogenannter Affiliate-Programme sind in diesem Feld auch Möglichkeiten zu flexiblen Nebenverdiensten der Community entstanden, die orts- und zeitunabhängig funktionieren. Da über ein Viertel der Bevölkerung Interesse an einem Zweiteinkommen hat, hat dieser Punkt erhebliche Relevanz.
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Harald Meurer
Über den Autor:
Harald Meurer ist bereits seit 1998 erfolgreich in der Internetbranche tätig und wurde u.a. als Internetpionier mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Mit der produktübergreifenden Social Selling Community GETMORE hat er ein Online-Portal ins Leben gerufen, das die Möglichkeit bietet, einen eigenen digitalen Marktplatz aufzubauen und damit durch Kaufempfehlungen an Communitys flexibel Geld zu verdienen. Bereits über 1.300 Partnershops sind auf www.getmore.de aktiv.
2 Kommentare
Das sehe ich ganz genauso. Vor allem aber: Bei dem ganzen Online-Hype wird gern übersehen, welchen Einfluss die Offline-Influencer haben. Sie sind nämlich meist das wahre „last cookie“, das den Ausschlag für oder gegen eine Kaufentscheidung gibt. Viel mehr dazu übrigens in meinem jüngsten Buch „Das neue Empfehlungsmarketing“.
Hallo Frau Schüller, vielen Dank für Ihren Hinweis auf die weiterführende Lektüre. Ein Hinweis an unsere Leser: Das Buch ist unter den folgenden ISBN Nummern im einschlägigen Buchhandel zu erwerben: ISBN-10: 3869803126. ISBN-13: 978-3869803128.