Das neueste Motorola Smartphone Moto X soll nicht länger nur mit einem Passwort gesichert und entsperrt werden, sondern mit einem sog. Digital Tattoo.
Vom Wearable zum Skin Tattoo
Dass mit einem Handy weitaus mehr als das Telefonieren und Simsen möglich ist, stellt mittlerweile wirklich keine Sensation mehr dar. Der letzte Schrei: Wearables, also Uhren und Armbänder, die die Benutzung der kleinen Handy-PC-Formen um weitere Fitness- oder Bedienungsfunktionen ergänzen. Apple und Samsung beispielsweise gelten in dieser Beziehung als Vorreiter. Doch auch Motorola hat sich dem Wearable-Hype längst angenähert – allerdings von einer ganz anderen Seite. Denn mit dem Digital Tattoo soll nun auf den Kunden ein ganz besonderer Smartphone-Zusatz zukommen. Hierbei handelt es sich um ein Langzeitpflaster, welches das Entsperren und Entsichern des eigenen Handys möglich macht. Was das Hightech-Pflaster aus dem Hause „VivaLnk“ im Einzelnen zu bieten hat, wie sich die Benutzung dessen gestaltet, und was die Zukunft dieser Körpertechniken sonst noch mit sich bringen könnte, verraten die folgenden Zeilen.
Prinzip und Konzept des Digital Tattoo
Programmieren, Kleben, Funken – so einfach soll die Benutzung des hochmodernen Sicherheitsstreifens sein. So muss der Benutzer zuvor selbstverständlich die kabellose Einrichtung sowie eine Authentifizierung per Passworteingabe vornehmen, doch dank entsprechender App- und NFC-Technik dürften auch nicht allzu technikaffine Nutzer mit diesen Vorgängen zurecht kommen. Aufgeklebt am Handgelenk soll das Skin Tattoo dann das Entsichern des Smartphones möglich machen, indem das Handy einfach über den Arm geführt wird. Dem Benutzer soll jedoch weiterhin die Wahl bleiben, ob er lediglich die Pflastertechnik als Sicherheitskontrolle, oder aber noch die gute alte Passworteingabe zwecks Identifikation nutzen möchte. Der Datenstreifen besteht übrigens aus Silicium und wird per e-Skin-Verfahren auf der Haut des Benutzers angebracht. Laut Hersteller sollen somit Hautreizungen ausgeschlossen, das Skin Tattoo allerdings bis zu 5 Tage getragen werden können – selbst die tägliche Morgendusche, schweißtreibende Workouts und ausgiebige Badesessions machen dem Biopflaster angeblich nichts aus.
Die Hauptfunktion von Skin Tattoos, also der Schutz vor Fremdzugriffen, soll sich in absehbarer Zeit übrigens noch erweitern lassen. So sitzt das Entwicklerteam des jungen Startup-Unternehmens „MC10“ derweil zwar noch an der Perfektionierung der Software, doch da das Tattoo Skin bereits jetzt mit einem GPS-Chip sowie einem Temperatur-, Puls- und Hirnstrommesser ausgestattet ist, könne sich die neue Wundertechnik auch für Sportler, Diabetiker oder Patienten mit Herzrhythmusstörungen zu einer überaus nützlichen Handyerweiterung brillieren.
Sensationstechnik mit Vorbehalt
So verblüffend und so reizvoll sich die Technik auch anhören mag: Derweil wird diese lediglich von Motorola und ausschließlich für Besitzer des Moto X vertrieben. Warum es gerade dieses Mittelklasse-Smartphone aus dem Hause des Mobilfunkexperten ist, welches mit der neuen Technik als Premiere aufwarten darf, ist nicht ganz klar, doch wahrscheinlich hängt dies mit Forschungen von Motorola zur Nutzung von Biostamps zusammen. Denn das mit einem 4,7 Zoll großen Display, einer 10-Megapixel-Kamera, einem auf 1,7 GHz getakteten Dual-Core-Prozessor sowie einem 2.200 mAh starken Akku ausgestattete Smartphone hinkt zumindest rein technisch gesehen den zahlreichen Highend-Handys von Samsung & Co. weit hinterher. Allerdings gilt es auch als das erste Smartphone, welches exklusiv mit den allerneuesten – bisweilen jedoch nur kaum beachteten – Zusatzfunktionen von Google (wie etwa eine neue Sprachsoftware) ausgestattet ist. Zudem verfolgen die beiden Anbieter mit dem Moto X eine gewisse „Individualisierungsstrategie“. So lässt sich das Modell bereits seit einer ganzen Weile durch verschiedenste Gehäusevarianten anpassen.
Ein Sprung in die Zukunft
Zurzeit ist das Skin Tattoo nur in den USA erhältlich. Wann Vivalink das Digital Tattoo auch hierzulande zur Verfügung stellen will, ist bisweilen noch unklar. Preislich gesehen liegt eine Packung Skin Tattoo bei Kosten von 10 Dollar, das macht rund 8,9 Euro, übrigens in einem vertragbaren Mittelfeld, kommt der Nutzer mit einer Packung doch fast 2 Monate aus. Die Chancen solcher Körpertechniken sind jedoch noch längst nicht ausgeschöpft! So arbeiten mittlerweile zahlreiche Konzerne an nochmals atemberaubenderen Gadgets: Durch Magensäure betriebene Transmittertabletten (Codename „Proteus Digital Health Pill“), unter die Haut gepflanzte Mikro-Sensoren oder zusätzliche Iris-Scanner werden derweil bereits in diversen Laboren dieser Welt erforscht. Doch sind es auch hier wieder die Amerikaner, die auf diesem Gebiet besonders viel Forschungsehrgeiz zeigen: So wollen US Forscher, lesen Sie dazu unseren Bericht zu Biostamps und Mikrochips unter der Haut, schon bald das automatische Öffnen von Garagen-, Auto- und Wohnungstüren, eine ständige Überwachung des Gesundheitszustandes sowie eine GPS gerichtete Ortung möglich machen. Bis diese Techniken letztendlich marktreif werden, dürften allerdings noch ein paar Jahre vergehen. Doch Motorola zeigt, dass aus manchem Stück purer Zukunftsmusik bereits eine einigermaßen alltagstaugliche Technik geworden ist.