Jugend 3.0: Smartphone und Internet gehören für Kinder zum Alltag

von Stefan Hoffmeister
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Mit 10 Jahren sind fast alle Kinder online, mit 12 Jahren haben sie ein eigenes Smartphone in der Tasche und mit 14 Jahren sind die meisten Jugendlichen in sozialen Netzwerken unterwegs. Ihre Privatsphäre haben sie dabei im Blick: Die große Mehrheit achtet darauf, welche Informationen sie selbst oder andere über sie ins Internet stellen.

Studie “Kinder und Jugend 3.0”

Das hat die Studie „Kinder und Jugend 3.0“ des Hightech-Verbands BITKOM ergeben, der eine repräsentative Umfrage unter 962 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren zugrundeliegt. „Für die meisten Kinder und Jugendlichen gehören Smartphones, Computer und Internet heute zum Alltag“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf bei Vorstellung der Studie in Berlin. Laut der Umfrage nutzen 39 Prozent der 6- bis 7-Jährigen das Internet und 76 Prozent der 8- bis 9-Jährigen. In der Altersgruppe von 10 bis 11 Jahren sind mit einem Anteil von 94 Prozent nahezu alle Kinder online und verbringen im Schnitt 22 Minuten pro Tag im Internet. Bei Jugendlichen von 16 bis 18 Jahren sind es mit 115 Minuten schon fast zwei Stunden. „Kinder dürfen im Internet nicht allein gelassen werden“, betonte Kempf. „Eltern und andere Erwachsene sollten sie auf ihrem Weg in die digitale Welt begleiten und unterstützen.“

Nach den Ergebnissen der Umfrage nutzen ein Fünftel der 6- bis 7-Jährigen Smartphones. Im Alter von 12 bis 13 Jahren gehören Smartphones mit einer Verbreitung von 85 Prozent zur Standardausstattung. Für ältere Jugendliche ist das Smartphone zudem das wichtigste Zugangsgerät zum Internet: 89 Prozent der 16- bis 18-Jährigen gehen damit ins Web. Zum Vergleich: Bei Onlinern ab 19 Jahren sind es nur 47 Prozent. „Das Smartphone ist innerhalb weniger Jahre zum zentralen Kommunikationsgerät für die Jugendlichen geworden“, sagte Kempf. Auf Platz zwei der wichtigsten Zugangsgeräte zum Internet liegen Notebooks mit 69 Prozent, gefolgt von stationären Computern mit 52 Prozent. Immerhin 26 Prozent der Jugendlichen ab 16 Jahre gehen mit Tablet Computern ins Web.

Die Studie zeigt, dass sich kleinere Kinder dem Internet über die Mediennutzung nähern. Gut die Hälfte (56 Prozent) der 6- bis 7-jährigen Internetnutzer spielt online. Fast genauso viele (55 Prozent) schauen Videos im Internet. Andere Nutzungsformen spielen in dieser Altersgruppe noch keine größere Rolle.

„Mit zunehmendem Alter werden Kinder im Umgang mit dem Internet versierter und die genutzten Anwendungen immer vielfältiger“, sagte Kempf. Bei älteren Jugendlichen von 16 bis 18 Jahren liegt die Mediennutzung gleichauf mit Kommunikation und Information. 85 Prozent schauen Videos online und 80 Prozent hören Musik, 85 Prozent kommunizieren über soziale Netzwerke und 76 Prozent chatten mit Freunden oder Verwandten. Gleichzeitig nutzen 83 Prozent das Internet für die Suche nach Informationen für Schule oder Ausbildung.

Nutzung von Social Media beginnt mit 10

Die Nutzung sozialer Netzwerke beginnt mit 10 bis 11 Jahren. In dieser Gruppe sind erst 10 Prozent der jungen Internetnutzer in sozialen Netzwerken aktiv. Unter den 12- bis 13-Jährigen 42 Prozent, bei den 14- bis 15-Jährigen 65 Prozent und bei den 16- bis 18-Jährigen 85 Prozent. Im Ranking der beliebtesten sozialen Netzwerke liegt WhatsApp inzwischen vor Facebook. 72 Prozent der 10- bis 18-jährigen Onliner nutzen WhatsApp und 56 Prozent Facebook. Auf Platz drei der beliebtesten Netzwerke liegt Skype mit 46 Prozent vor Google+ mit 19 Prozent und Instagram mit 18 Prozent. Twitter kommt auf 8 Prozent. Andere soziale Netzwerke spielen in dieser Altersgruppe derzeit kaum eine Rolle.

Besondere Bedeutung für die Privatsphäre hat das Teilen persönlicher Inhalte im Internet und speziell in sozialen Netzwerken. 30 Prozent der 10- bis 11-jährigen Internetnutzer teilen Inhalte im Web: 20 Prozent selbst gemachte Fotos, 11 Prozent eigene Videos und 7 Prozent eigene Texte, zu denen auch kurze Statusmeldungen gehören können. Unter den 16- bis 18-Jährigen teilen 72 Prozent Inhalte mit anderen: 52 Prozent eigene Fotos, 20 Prozent selbst geschriebene Texte und 12 Prozent ihren aktuellen Aufenthaltsort. In dieser Altersgruppe erklären 88 Prozent der Jugendlichen, dass sie darauf achten, welche Informationen sie über sich selbst ins Internet stellen. Zudem beobachten 80 Prozent, was andere über sie veröffentlichen. Kempf: „Die meisten Jugendlichen gehen im Internet sorgsam mit persönlichen Informationen um“, sagte Kempf. Dazu trägt auch eine aktive Einflussnahme der Eltern bei: vier von fünf Jugendlichen sagen, dass ihre Eltern sie bitten, nicht zu viel Privates im Internet zu posten.

Hinweise für Eltern

Neben Schulen und Jugendeinrichtungen müssen vor allem die Eltern ihre Kinder auf dem Weg in die digitale Welt unterstützen. Der BITKOM hat dazu folgende Hinweise für Erwachsene formuliert:

  • Kleinere Kinder bis etwa 8 Jahren müssen „aktiv begleitet“ werden. Erwachsene sollten bei der Nutzung digitaler Medien dabei sein. Sie wählen geeignete Inhalte aus und bestimmen, wie lange ihre Kinder die entsprechenden Geräte nutzen dürfen.
  • Ab etwa 6 Jahren können Eltern „kontrolliert loslassen“. Sie brauchen nicht mehr jede Minute dabei sein, müssen aber wissen, was ihre Kinder im Internet sehen und machen. Hier helfen geschützte Surfräume und technische Filter.
  • Ab etwa 8 Jahren geht es darum, die Kinder „kompetent zu unterstützen“ und schrittweise Internetkompetenz in möglichst vielen Facetten zu vermitteln. Wichtige Themen sind die eigene und die Privatsphäre anderer Nutzer. Besprochen werden sollte, wie Urheberrechtsverstöße, Abmahnungen und Abofallen vermieden werden. Zudem sollte der Umgang mit Pornografie und Gewalt thematisiert werden. Weiteren Themen sind Gefahren wie sexuelle Belästigung und Mobbing.

Kriterien für die Auswahl digitaler Medien für Kinder

  • Interagieren statt berieseln lassen: Bebilderte, ggf. animierte Geschichten, die vorgelesen werden, sind besser als Videos.
  • Spielerisch lernen statt ballern: Lernspiele sind nicht reiner Zeitvertreib, sondern regen zum Nachdenken an.
  • Digital kreativ sein statt daddeln: Im Internet gibt es unendlich viele Möglichkeiten, kreativ zu sein (Malen, Foto-Shows, Komponieren etc.).

Darüber hinaus sollte die Vermittlung von Internetkompetenz aus Sicht des BITKOM einen festen Platz in den Lehrplänen der Schulen bekommen, um Kindern und Eltern Orientierung zu geben. Weitere Informationen und praktische Tipps vom sicheren Surfen im Web über kostenlose Jugendschutzprogramme bis hin zur Soforthilfe im akuten Mobbing-Fall bieten zahlreiche private und staatliche Initiativen. Eine Übersicht mit den wichtigsten Hinweisen für Eltern und weiterführenden Links hat der BITKOM hier zusammengestellt: http://www.bitkom.org/de/presse/8477_79221.aspx.

Hinweis zur Methodik: Im Rahmen der Studie „Kinder und Jugend 3.0“ sind im Auftrag des BITKOM 962 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren befragt worden. Die Umfrage ist repräsentativ. Für die Durchführung waren Bitkom Research und das Marktforschungsinstitut Forsa verantwortlich.

Initiativen zu Medienkompetenz und Sicherheit im Netz

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