Nachhaltigkeitsberichte kennst du wahrscheinlich hauptsächlich von großen Unternehmen. Da berichten Konzerne vom Betriebskindergarten, dem Rentenprogramm für Mitarbeiter oder sogar der eigenen Forschungsabteilung – und als Leser bekommt man leicht den Eindruck, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen ein Luxus ist, den sich die „Kleinen“ gar nicht leisten können. Aber das stimmt nicht. Auch ohne grenzenlose Ressourcen lohnt es sich, das eigene Engagement vor den Vorhang zu holen.
Nachhaltigkeitsbericht vs. Nachhaltigkeitsreport
Laut einem Bericht des Weltwirtschaftsforums wird die Nachfrage im eCommerce-Bereich bis 2030 um knapp 80 Prozent zunehmen. Allein von 2014 bis 2019 hatten sich die Verkaufsquoten weltweit nahezu verdreifacht. Das ist allerdings nicht nur erfreulich – denn die wachsende Bequemlichkeit der Verbraucher belastet die Umwelt. Tritt die Prognose des Weltwirtschaftsforums ein, wird der Straßenverkehr zu Stoßzeiten um 21 Prozent steigen – und damit natürlich auch die CO2-Emissionen. Wer diesem Trend etwas entgegensetzen will, muss sich mit der Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen beschäftigen.
Die Ergebnisse, die dabei ans Licht kommen, müssen auch nicht gleich im „großen“ Nachhaltigkeitsbericht festgehalten werden. Verfassen müssen den nämlich nur börsennotierte Unternehmen ab 500 Mitarbeitern. Für alle anderen lautet das Zauberwort: Nachhaltigkeitsreport. Im Prinzip funktioniert der Report genauso wie der Bericht. Er stellt die nachhaltigen Ziele und Leistungen eines Unternehmens transparent dar und informiert über dessen ökologische, ökonomische und soziale Aktivitäten.
Nachhaltigkeit bezieht sich also nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf Wirtschaft und Gesellschaft. Wer wirtschaftlich nachhaltig arbeitet, ist zum Beispiel nicht auf schnelle Gewinnmaximierung aus, sondern setzt sich langfristige Ziele. Sozial nachhaltige Unternehmen beuten ihre Mitarbeiter nicht aus, sondern legen Wert auf eine faire Bezahlung. Und ökologisch nachhaltig ist, wer beispielsweise seine CO2-Emissionen reduziert.
Nachhaltigkeit lohnt sich
Im Gegensatz zum Bericht sind die Regeln für den Nachhaltigkeitsreport weniger streng. Hier kannst du selbst bestimmen, wo du deine Schwerpunkte setzt. Damit hast du zwar mehr Freiheiten – trotzdem aber die gleichen Vorteile, die auch der Bericht mit sich bringt. Das sind sie:
Verantwortung übernehmen: Wenn du einen Nachhaltigkeitsreport schreibst, befasst du dich systematisch mit dem Thema. Dadurch wird nicht nur dein Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Unternehmen geschärft, sondern gleichzeitig auch für die damit verbundene gesellschaftliche Verantwortung.
Image stärken: Ein Nachhaltigkeitsreport macht dein Unternehmen transparenter und zeigt, wie bei euch mit Herausforderungen umgegangen wird. Das wird auch den Verbrauchern immer wichtiger: Das Markforschungsunternehmen YouGov fand schon 2018 im Rahmen einer Umfrage heraus, dass 88 Prozent der Befragten Maßnahmen ergreifen, um nachhaltiger zu leben. Dass diese Gruppe auch lieber bei Unternehmen kauft, denen die Thematik selbst wichtig ist, dürfte nicht überraschen.
Alte und neue Teammitglieder motivieren: Unternehmen, die sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, haben die motivierteren Mitarbeiter. Wenn du und dein Team gemeinsam daran arbeitet, eure Ziele zu erreichen, wirkt sich das positiv auf die gesamte Unternehmenskultur aus. Außerdem werdet ihr auch für potentielle neue Teammitglieder interessant, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen.
Dialog fördern: Für einen umfassenden Nachhaltigkeitsreport ist meistens Input von außen nötig. Um an alle nötigen Zahlen, Daten und Fakten zu kommen, musst du dich auch mit deinen Geschäftspartnern und Dienstleistern austauschen. Diese können dir außerdem helfen, wichtige Themen zu identifizieren und Feedback geben.
Kosten sparen: Wenn du dich eingehend mit den Abläufen in deinem Unternehmen beschäftigst, kannst du Schwachstellen entdecken, entfernen und damit direkt Kosten einsparen. Auch wenn du bewusster mit Ressourcen umgehst und weniger verbrauchst, spart das bares Geld.
Vorbild sein: Dein Nachhaltigkeitsreport kann andere Unternehmen zum Nachmachen anregen. Das heißt, du trägst dazu bei, dass Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Thema wird, für das sich immer mehr Unternehmen einsetzen.
In 6 Schritten zum Nachhaltigkeitsreport
Das Nachhaltigkeitsreporting hat also eine Menge Vorteile – aber wie geht man das Projekt „Nachhaltigkeitsreport erstellen“ am besten an? Insgesamt sind dafür sechs Schritte nötig:
(1) Ausgangslage definieren: Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, wo dein Unternehmen steht: Welche Unternehmensbereiche, Abläufe und Produkte gibt es, und welche Werte kannst du heranziehen, um sie in Bezug auf Nachhaltigkeit zu analysieren? Hier solltest du dich nicht nur innerhalb des Unternehmens umschauen, sondern auch mit denjenigen in Kontakt treten, die mit dem Unternehmen in Verbindung stehen – den Zulieferern zum Beispiel.
(2) Schwerpunkte setzen: Anschließend solltest du festlegen, welche Aspekte für dein Unternehmen und die Zielgruppen wirklich wichtig sind. Nur sie sollten in den Report aufgenommen werden, damit er nicht unnötig aufgebläht wird und die Leser nicht irgendwann den Überblick verlieren.
(3) Roten Faden finden: Alle wichtigen Aspekte zusammengenommen sollten ein einheitliches Bild ergeben, das sich wie ein roter Faden durch den gesamten Report zieht. Dafür musst du im Unternehmen klären, wie euer gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit lautet und welches Bild der Report dementsprechend vermitteln soll.
(4) Daten und Informationen sammeln: Sind alle Rahmenbedingungen geklärt, geht es ans Eingemachte – alle notwendigen Zahlen, Daten und Fakten müssen erhoben werden. Du und dein Team sollten sich ruhig Zeit dafür nehmen, damit sich keine Unsauberkeiten einschleichen. Anschließend leitet ihr aus den gewonnen Zahlen aussagekräftige Informationen ab.
(5) Konkrete Ziele setzen: Im nächsten Schritt werden aus den Informationen konkrete Ziele formuliert. Wie soll sich das Unternehmen in den nächsten Jahren entwickeln? Hier ist es wichtig, dass die Ziele und die mit ihnen verbundenen Maßnahmen realistisch sind und sich überprüfen lassen.
(6) Report erstellen: Zuletzt müssen alle Ergebnisse natürlich in den Report – und zwar in Form ansprechender Texte und Bilder. Hier solltest du darauf achten, dass das Text-Bild-Verhältnis ausgewogen ist, damit die Leser nicht von endlosen Textblöcken erschlagen werden. Außerdem lässt sich ein Report mit gut verständlichen Texten besser lesen als einer, in dem jedes zweite Wort Fachchinesisch ist.
Ist der Nachhaltigkeitsreport fertig, solltest du außerdem Medien und Zielgruppen auf das neue Schmuckstück aufmerksam machen – denn nur wenn du darüber sprichst, können deine Zielgruppen auch von deinem Engagement erfahren.
Zeitaufwand und Kosten
Wie lange es dauert, bis ein Nachhaltigkeitsreport fertig erstellt ist, lässt sich schwer voraussagen. Es ist keine Aufgabe die einfach nebenbei erledigt werden kann – und das sollte sie auch nicht sein, denn ein guter Nachhaltigkeitsreport kann ein echter Wettbewerbsvorteil sein. Der allererste Report benötigt die meiste Zeit, denn hier musst du erst einmal herausfinden, was wichtig ist und welche Zahlen und Informationen du benötigst. Inklusive Recherche kann das Ganze schon einmal bis zu einem halben Jahr dauern. Dafür kannst du dich für alle Neuauflagen auf diese Basis stützen, so dass der Zeitaufwand in den folgenden Jahren abnimmt.
Auch für den Kostenaufwand lässt sich keine allgemeingültige Aussage treffen. Natürlich entstehen Personalkosten für alle, die mit der Erarbeitung des Reports betraut sind. Es ist übrigens effektiver, wenn du das Projekt Nachhaltigkeit im Unternehmen nicht ganz alleine stemmst, sondern dir ein Team zusammenstellst. Außerdem können Kosten für Dienstleister wie Grafiker anfallen oder für Maßnahmen, die deine Zielgruppen auf den Report aufmerksam machen sollen – das ist aber je nach Unternehmen individuell. Zuletzt musst du entscheiden, ob der Report gedruckt oder digital erscheinen soll – wobei die digital Version nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltiger ist.
Fazit
Unternehmen können sich vor dem Thema Nachhaltigkeit kaum noch verschließen – denn der ökologische Fußabdruck, den die Menschheit auf der Erde hinterlässt, wird immer größer. Wer sich mit Nachhaltigkeit befasst, zeigt aber nicht nur Verantwortung; das Nachhaltigkeitsreporting bringt auch viele positive Effekte für das Unternehmen selbst mit sich.
Autoreninfo
Ann-Kathrin Gräfe studierte Literaturwissenschaften und Anglistik und landete anschließend beim Thema Internet. Sie arbeitet bei dotBerlin, der Betreiberin der Top-Level-Domain .berlin. dotBerlin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit und ist die erste Domain-Registry in Deutschland, die einen Nachhaltigkeitsreport veröffentlicht hat.
1 Kommentar
Schöne Seite, toller Blog, gute Inhalte. Muss mal ein Lob dalassen, lese den Blog öfter. Digital Marketing ist natürlich ein spannendes Thema, aber vielleicht könntet ihr auch mal was zu Webdesign machen.