Das Thema Blogger Relations ist ja ein Dauerbrenner. Immer wieder taucht hier auch die Frage auf, ob Blogger Journalisten sind oder es bloggende Journalisten gibt.
von Redakteuren, Journalisten und Bloggern
Frank Zimmer meint dazu:
Und überhaupt: Was ist eigentlich ein Blogger? Wo genau verläuft die Zonengrenze zwischen Journalisten und Bloggern? Diese Mauer ist in Wahrheit längst gefallen.
Auch Karsten Wenzlaff sieht “zwischen Bloggern und Journalisten überhaupt keine große Differenz. […] Aber mein Eindruck ist, dass die Journalisten-Gewerkschaften leider noch sehr stark davon überzeugt sind, dass ein Blogger kein legitimer Journalist oder Medienproduzent ist und nicht Mitglied werden darf, wenn er sein Haupteinkommen nicht mit Medienproduktion verdient. Das sehe ich absolut nicht so”.
Wikipedia definiert: „Ein Redakteur ist ein Mitarbeiter in Presse, Hörfunk, Fernsehen, Internet oder anderen Medien, der innerhalb der Redaktion redaktionelle Aufgaben übernimmt. Oft handelt es sich um einen Journalisten, der Texte redigiert oder auch selbst schreibt. Ein Redakteur ist im Sprachgebrauch meist ein fest angestellter Journalist. Er muss sich an die publizistische und politische Leitlinie des Mediums halten, die vom Verleger vorgegeben wurde.“ Ein Journalist ist jemand, der sich „hauptberuflich an der Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Massenmedien beteiligt“ (Definition des Deutschen Journalisten-Verbandes).
Jeder kann sich in Deutschland Journalist nennen. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Allerdings benötigt man in den meisten Fällen ein Studium oder ein zweijähriges Volontariat, um als Redakteur in den klassischen Medien eine feste Anstellung zu bekommen. Und diese Stellen sind knapp. Jobs bei angesehenen Zeitungen, Magazinen, TV- und Rundfunkanstalten sind sehr begehrt, weil die meisten mit einer hohen Reichweite locken und damit auch eine Art Qualitätsmarke darstellen. (VDRJ)
Zur Abgrenzung die Definition von Bloggern bei Wikipedia:
Ein Blogger ist der Herausgeber, oder der Verfasser von Beiträgen, in einem Blog (Weblog). Hierfür kann eine eigenständige Webseite oder ein spezielles Blog-Portal wie blogger.com verwendet werden.
Ein Blogger steht als wesentlicher Autor über dem Text, schreibt zumeist in der Ich-Perspektive und integriert seine persönliche Meinung. Er ist Teilnehmer der Blogosphäre […] Blogger können als Webautoren angesehen werden und gehören allen sozialen Schichten, Alters- sowie Berufsgruppen an.
Jörg Baldin beschreibt mögliche Ursachen für Ressentiments von Journalisten gegenüber Bloggern:
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum das Internet bei manchen Journalisten und Redakteuren einen schlechten Ruf hat. Jeder kann hier Texte online stellen und seine Meinungen verbreiten, ohne Lektorat, Chef vom Dienst (CVD) oder Chefredaktion. Und viele machen das auch ungefragt. Einige schreiben als Hobby , andere aus Langeweile und wiederum andere, um damit Geld zu verdienen. Und so schwankt die Qualität der Texte auch zwischen laienhaft und professionell.
Die Rankseller Studie belegte in diesem Jahr, dass 85 % keine journalistische Ausbildung haben und 82,3 % nicht als Journalisten tätig sind. Nicht alle Blogger wollen professionell sein, werden oder wirken und schon gar nicht mit einem Journalisten auf eine Ebene gestellt werden. Nur etwa jeder sechste Blogger – so die Studie – hat das journalistische Handwerk gelernt.
Warum ein Presseausweis?
Ein Presseausweis dient dem Nachweis der haupt- sowie nebenberuflichen journalistischen Tätigkeit gegenüber Dritten und ist damit in erster Linie ein Arbeitsinstrument, das die journalistische Recherche erleichtern soll – soweit die Wikipedia Definition.
Die Frage “Was ist ein Presseausweis” beantwortet IAPP folgendermaßen:
Presseausweise sollen Journalisten die Arbeit erleichtern. Gerade wenn es um eine aktuelle Berichterstattung geht und damit verbunden der Aufenthalt in abgesperrten Bereichen, ist es notwendig, einen Presseausweis vorzuzeigen, damit man seiner Arbeit nachkommen kann.
Mit dem Presseausweis zeigt man Polizei, Feuerwehr, Behörden, Ämter, Security etc. dass man journalistisch tätig ist. Aber nicht das „Vorlassen“ ist wichtig, auch Auskünfte kann man dadurch erhalten. Das hilft den Einsatzkräften, offizielle Repräsentanten der Medien von Schaulustigen abzugrenzen.
Hauptvorteile des Presseausweises sind also:
- Legitimation gegenüber Behörden
- Akkreditierung für Bundestag und Landtag möglich
- Zutritt zu Bereichen, die für normales Publikum gesperrt sind – etwa bei politischen oder sportlichen Großereignissen
- journalistische Akkreditierung auf Messen ermöglicht meist kostenlosen Eintritt und Zugang zu speziellen Pressegesprächen
- Nachweis der Professionalität gegenüber Unternehmen, ermöglicht Teilnahme u.a. auf Aktionärsversammlungen, Produktpräsentationen oder den Zugang zum geschlossenen Pressebereich auf der Homepage
Trotz der eigentlich nicht mehr zeitgemäßen Unterscheidung von professionellen Bloggern und Journalisten, werden nicht von allen Journalistenverbänden Presseausweise für Blogger ausgestellt. Die International Association of Press Photographers, kurz IAPP, zählt zu einem der größten Presseverbände und wird sowohl national als auch international hoch anerkannt. Vertreten werden dabei die Interessen von Medienschaffenden aller Art: Journalisten, Redakteure, Reporter, Fotografen, Pressesprecher, Blogger, ebenso alle Berichterstatter aus den Bereichen Fernsehen, Hörfunk, Print und Neue Medien – ob fest angestellt, Teilzeitjournalist oder Freiberufler – jeder ist bei der IAPP willkommen. Mitglieder können sich mit dem international gültigen IAPP-Presseausweis ausweisen. Das Besondere an der IAPP: Auch nebenberuflich tätige oder in Teilzeit beschäftigte Journalisten können Mitglieder werden.
Wenn Sie mehr über Presseausweise von IAPP erfahren möchten sollten Sie sich dieses Video ansehen:
Wenn Sie als Blogger also viel unterwegs sind, auch mal LIVE und aus erster Hand von aktuellen Ereignissen berichten möchten oder mit Behörden zu tun haben, wäre es durchaus eine Überlegung wert, sich um einen Presseausweis Gedanken zu machen.
3 Kommentare
Interessanter Beitrag, vielen Dank!
Was mich an dem Presseausweis der IAPP ein wenig stört, ist, dass es kein deutscher Presseverband ist, aber das ist wohl einfach Geschmackssache.
Es gibt allerdings durchaus auch deutsche Journalistenverbände, die nebenberufliche Journalisten und auch Blogger aufnehmen und ihnen einen (deutschen oder internationalen) Presseausweis ausstellen, der DVPJ zum Beispiel. Die erwähnen auf ihrer Webseite sogar das Verfassen von Weblogs als journalistische Tätigkeit (siehe http://www.dv-p.org/sogehts.html. Hört, hört!
Vielen Dank für den Hinweis. Die Gültigkeit oder Anerkennung eines internationalen Presseausweises scheint nach wie vor umstritten zu sein. Leider fällt allgemein die Einordnung von Bloggern noch recht schwer, weil sie ob ihrer, ja gewollten / berechtigten Vielfalt kaum zu “fassen” sind. Im allgemeinen Außenautritt ist es somit wohl schwierig die journalistische oder Presse Tätigkeit nachzuweisen…
Ich finde es wichtig, dass auch Blogger aufgenommen und mit Presseausweisen versorgt werden. Natürlich sollte man sich die Referenzen genauer anschauen, um einfach auch die Spreu vom Weizen trennen zu können.
Pauschal alle Blogger auszuschließen halte ich für falsch, aber das ist nur meine persönliche Meinung.