Rocket Internet startet Lebensmittel Lieferdienst Shopwings in München

von Stefan Hoffmeister
Veröffentlicht: Letzte Aktualisierung am: 2 Kommentare
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Nachdem Rocket Internet in den letzten zwei Wochen vor allem wegen dem schwierigen Börsenstart in den Medien war, gibt es wieder etwas aus der Startup Schmiede zu berichten. In München startete am Montag der neue Lebensmittel Lieferdienst Shopwings.

Shopwings Startseite

In einem Selbstversuch habe ich den Service heute bereits getestet.

Aktuell besteht die Möglichkeit zwischen vier Lebensmittel Geschäften auszuwählen: Lidl, Edeka, alnatura und dem V Markt. Gründer Florian Jäger verspricht einen weiteren Ausbau des Angebots, bis hin zum Delikatessen Laden. “Wir stehen nicht in Konkurrenz zum Einzelhandel, die Umsätze werden nach wie vor im Supermarkt generiert”, betont Jaeger. Er braucht die Supermärkte. Auch deshalb gibt er sich diplomatischer als Oliver Samwer, Chef von Rocket Internet und damit einer der wichtigsten Geldgeber von Jaeger. Der hat den stationären Handel bereits für tot erklärt:

Why stores? Who wants to carry something home?

Der Bestellablauf

So funktioniert ShopWings

Nach dem man sich für einen der Läden entschieden hat, kann man über eine Autovervollständigen Suche oder die üblichen Kategorien durch das Sortiment navigieren. Dem geübten Einkäufer fällt sofort der leichte Preisunterschied zum Ladenpreis auf. So wird offenbar jeder Packung noch ein kleiner Centbetrag hinzu addiert.

“Wir machen unsere eigenen Preise”, sagt Jaeger. Denn natürlich müssen auch die Shopper bezahlt werden. Bis zu 20 Euro in der Stunde sollen die Shopper für ihre Dienste bekommen. Pro Bestellung gibt es für sie einen festen Betrag, die weitere Bezahlung richte sich dann beispielsweise nach der Größe des Warenkorbs – und danach, wie schwer die Tüten sind, die sie schleppen müssen.

Über eine Facebook Ad entfielen bei mir die Versandkosten, diese stehen normalerweise mit 4,90 € zu Buche.

Offenbar ist auch noch nicht das gesamte Sortiment im Webshop enthalten, das man im Laden kaufen könnte. So musste ich immer wieder auf andere Produkte ausweichen, als die gesuchten. Über den Warenkorb wird man durch einen mehrstufigen Checkout geführt, der auch die Erstellung eines Kundenkontos mit sich bringt. Als Zahlungsmittel steht derzeit nur die eigene Kreditkarte zur Verfügung. Hier ergab sich noch ein technisches Problem, so dass ich den Kaufpreis mehrfach durchführen musste, bis er abgeschlossen werden konnte.

Als kleines Manko ist zu werten, dass der Warenkorb nicht übergreifend funktioniert, wenn man für eine Lieferung den Lebensmittel Händler wechseln möchte. So konnte ich nicht gleichzeitig Ware von Lidl und Edeka ordern. Auch an der besseren Produktbeschreibung müsste noch gearbeitet werden. Selbst der Shopperin war nicht klar, ob ich eine Paprika oder ein Kilo geordert hatte.

Mit Material der SZ.

Die Lieferung

eMail Bestätigung der Online Bestellung

eMail Bestätigung der Online Bestellung

Meine um 17.00 Uhr abgeschlossene Bestellung sollte zwischen 19.00 und 20.00 Uhr geliefert werden und hatte einen Warenkorbwert von knapp 33.- €. Um kurz nach sieben klingelte das Telefon und eine freundliche, junge Dame teilte mir mit, dass offenbar ein Teil der bestellten Ware nicht vorrätig sei. Offenbar gibt es keinen Abgleich, ob die im Webshop angebotene Ware auch beim Einzelhandel verfügbar ist. Also hatte ich die Wahl zwischen Stornierung der Teile oder Änderung in alternative Ware. Es erfolgt nach Lieferung ohnehin ein Abgleich und dann die endgültige Berechnung.

Positiv ist zu bewerten, dass der Lieferzeitraum exakt eingehalten wurde und alles sauber verpackt war. Die einzelnen Teile werden in mehreren weissen Plastiktüten angeliefert. Allerdings zeigte sich, dass die Shopper noch etwas Warenkunde benötigen. So wurde anstelle des bestellten Eisbergsalates ein Kohl geliefert. Hier griff dann der gute Service und es wurde eine kostenfreie Nachlieferung oder Nicht-Berechnung angeboten. Bereits eine halbe Stunde nach Lieferung gab es zudem einen Anruf aus der Zentrale, der sich nach dem korrekten Ablauf erkundigte.

Die Shopwings Verbindung zu Rocket Internet

Wie in Gründerszene zu lesen ist, verbirgt sich hinter Shopwings ein kompliziertes Firmenkonstrukt.

Laut Börsenprospekt wird Shopwings von einer luxemburgischen Holdingnamens Digital Services Holding XXl S.à r.l. betrieben. Die Holding hat auch die Domain Shopwings.com angemeldet, als Registrant wird Christoph Harsch aufgeführt.

Harsch ist laut Handelsregister auch als Geschäftsführer der SOG Shopping Operations Germany GmbH bestellt, die offenbar für den deutschen Ableger von Shopwings verantwortlich ist. Die Verbindung zum Samwer-Inkubator wird hier erst auf den zweiten Blick deutlich: Über eine Stellenanzeige suchte das Unternehmen Personal für seinen Münchner Standort – als Ansprechpartner wird ein Mitarbeiter von Rocket Internet genannt.

Zweiter Geschäftsführer von SOG ist Florian Jaeger, der 2011 mit Unterstützung der LMU gemeinsam mit Harsch den Weinmarktplatz Mywineportal.com gründete. Zudem gehört auch der Rocket-Top-Manager Arnt Jeschke zur SOG-Geschäftsführung, der bei Rocket Internet für das Ressort Finanzen verantwortlich ist.

Hinter ShopWings stehen insgesamt fünf Gründer: Conrad Bloser, Christoph Harsch, Florian Jaeger, Dominik Unützer und Andreas Veller. Im Gegensatz zu der Meldung von Gründerszene, von Ende September, ist die Verbindung zu Rocket Internet mittlerweile ganz klar:

  • Das Berliner Büro von ShopWings befindet sich in den Rocket Internet Büros = gleiche Adresse
  • Für die Domain shopwings.com ist in den WHOIS Daten eine Kontakt eMail von Rocket Internet angegeben. Die Domain wurde übrigens bereits im Jahr 2007 in Asien registriert. Es scheint, dass sie im August 2014 von iS-Fun Internet Services, dem aktuellen Domain Provider, gekauft wurde und dann an die Digital Services Holding XXI S.Ã r.l., als Domaininhaber, übertragen wurde.
  • Rocket Internet ist Hauptinvestor. Genaue Zahlen wollte man uns gegenüber nicht bestätigen.

Die nächsten Schritte

Da ShopWings auf Ballungsräume angewiesen ist, kann eine Expansion nur in urbanen Regionen und Großstädten funktionieren. Das naheliegendste wäre natürlich Berlin, doch hierzu gibt es noch keine konkreten Termine oder Pläne. Wie üblich ist im Rocket Internet Sprech immer eine internationale Expansion angedacht. Ebenfalls will man sich für den Start auf Food konzentrieren und sieht vorerst die Vereinbarung offizieller Kooperationen mit dem Einzelhandel als oberste Priorität. Dies würde auch die mühsame Erstellung von Produktdaten erleichtern, da man aktuell die Waren selber bei den Händlern einkaufen muss, um sie dann selbst zu fotografieren und die Angaben für die Bestellung im Internet aufbereitet werden müssen.

Mein persönliches Fazit

  • Angebot und Auswahl gut.
  • Preise sind OK, spart man sich doch die eigene Anfahrt, Parkplatzsuche und erhält vor allem komfortable Lieferung bis zur Haustür in einem definierten Zeitraum.
  • Service und Kommunikation sind gut.
  • Die kleineren Schwierigkeiten führe ich auf Anfangskrankheiten zurück. Schließlich ist der Dienst erst am Montag gestartet und ich habe gleich am Dienstag getestet.

Da ich bereits in der Vergangenheit zumindest die vorherige Online Bestellung mit späterer Abholung beim V Markt, in München, getestet habe, werde ich mit ShopWings einen weiteren Versuch unternehmen. Gerade wenn man lange im Büro arbeitet, kein eigenes Fahrzeug hat oder wegen Krankheit zu Hause ist, bietet sich die Nutzung eines solchen Lieferdienstes definitiv an. Persönlich sehe ich auch keine Umweltnachteile, weil ich ansonsten auch selber mit dem Auto zum Einkauf hätte fahren müssen.

Update 19:26:12 – 2016-08-23

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2 Kommentare

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[…] 10 Mio. Euro 36% an Shopwings sichern, das in Luxemburg als Digital Services Holding XXI S.à r.l. firmiert. Eine entsprechende Prüfung läuft auch beim deutschen […]

Antwort
Elektronische Unterhaltung: Eine lohnenswerte Branche für Startups? – my cognitive commerce blog 31. Oktober 2017 - 18:58

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