StartUp Interview mit Dirk Röder von Opentabs

von Stefan Hoffmeister
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Fortsetzung des Startup Interviews mit Dirk Röder, von Opentabs.

Arbeitsprozesse in der Gastronomie

opentabs-iPhone-upsellingDR: Jetzt kommen wir zur Gastronomenseite. Das war auch eine Lernkurve, die wir gefahren haben. Wir haben uns sehr, sehr viele Gedanken gemacht und den Markt beobachtet – Mitbewerber  auf nationaler und internationaler Ebene. Wir dachten auch so: “Mensch die Nutzer, die bestellen ja ganz fesch auf dem iPhone. Das wäre ja cool, wenn die Barista hinter dem Bartresen die eingehende Bestellung auf dem iPad sieht und diese dann wegklickt.” Wir hatten uns da auch schon mit einem UI Spezialisten hingesetzt und viel Zeit investiert, wie man das auf einem iPad darstellen könnte.

SH: Es gibt ja auch so Lösungen, wie SumUp, die über das iPad dann alles abwickeln.

DR: Wobei die dann Richtung Kassensystem gehen. Wovon wir uns direkt distanziert haben. Wir sind letztendlich von dieser iPad Idee weg gegangen, weil wir mit Gastronomen gesprochen haben und dort wurde uns sehr hart, aber sehr deutlich von unabhängigen Quellen gesagt: “Schmeißt eure iPad Idee weg!”

Der Hintergrund ist, wenn man das nüchtern betrachtet, auch vollkommen nachvollziehbar. Die ganze Gastronomie arbeitet grundsätzlich heute schon mit Bons. D.h. es gibt diesen Bon, den du irgendwann bekommst, wenn du eine Rechnung willst. Aber den gibt es schon davor, egal ob die Bedienung es erst auf den Zettel schreibt oder gleich in einen Orderman eingibt. Am Ende des Tages läuft die gesamte Logistik innerhalb eines Betriebes immer über Bons. D.h. es werden solche Transportbons erstellt. Teilweise teilt die Kasse auch auf und erkennt: der Teil der Bestellung ist ein Getränk und der Teil ist ein Essen. D.h. dann schicke ich die Bestellung für das Essen in die Küche und die für die Getränke an die Bar. Dort stehen dann auch getrennte Drucker, die dann ausdrucken: 1 Cocktail für Tisch 10 und einmal Suppe für diesen Tisch.

Unter dem Getränk liegt der Bon mit der Tischnummer, den die Bedienung dann liest und entsprechend ausliefert. Der Transportbon kommt dann in den Müll. Und an dieser Stelle wurde uns gesagt: “Ihr müsst Transportbons erstellen. Denn das ist, worum es bei euch geht.” Ab dann sind wir mit Bondruckern um die Ecke gekommen. Und parallel dazu die Kassen-Schnittstellen.

Das ist auch der Unterschied zu SumUp. Ein Kassensystem ist sehr, sehr komplex. Da muss man ein dickes Brett bohren und unser Brett ist jetzt schon dick genug. Deswegen haben wir aus technischen und auch aus Vertriebsgründen gesagt, wenn wir ein Kassensystem erstellen, stehen wir in Konkurrenz zu allen anderen Kassenanbietern. Mal abgesehen von dem Verkaufszyklus, der bis zu 10 Jahre dauert. Es gibt Anbieter, die das mit Kassensystemen schon jahrelang machen und das auch gut können. Das aufzuholen ist schwer. Zudem gibt es Startups am Markt, die sich dieser Sache angenommen haben – z.B. Orderbird. Wir haben uns entschieden die Nutzerseite umzusetzen und opentabs durch eine offene Schnittstellenpolitik mit jedem System am Markt kompatibel zu machen, ohne Berührungsängste wegen Konkurrenzdenken.

SH: Also habt ihr eine offene API?

DR: Genau.

Letzten Endes werden auch manchmal Schankanlagen über die Kassen gesteuert. Diese Schankanlagen schenken keine Cola aus, bis die Bedienung nicht  eben diese boniert. Dann kommen auch genau 0.3 Liter raus. Das ist ja im Endeffekt genau das gleiche. Wir sind einfach ein Modul von vielen, was uns einen Riesenvorteil gibt. Ich kann mit allen sprechen. Zwei Schnittstellen haben wir schon, an weiteren arbeiten wir. Das Interesse der Kassenanbieter ist  groß, weil wir in unserem Bereich eine Kompetenz aufgebaut haben. Zumal Eigenentwicklungen von Kassenanbietern vermutlich bei den Nutzer scheitern würden, schließlich gehst Du als Kunde nicht in ein Restaurant und fragst nach dem Kassensystem, um die richtige App zu starten. Der Nutzer möchte eine App zum Bestellen und Bezahlen in der Gastronomie. Wie die Bestellung letztlich an den Tisch kommt, ist dem Kunden vollkommen Wurst. Das ist unser Ansatz, den die Kassenhersteller auch sehen. Das scheint von der Strategie her richtig zu sein.

An der Stelle vielleicht vier wichtige, richtige Entscheidungen in unserer jungen Geschichte:

  1. Wir haben von Anfang an den Vertrieb nicht vernachlässigt. Den Orden bekommt Nico umgehängt. Er hat immer von Anfang gesagt, das Rennen wird im Vertrieb gewonnen. Das hören wir auch bei allen Gesprächen, die wir mit den Investoren haben. Der Vertrieb ist wichtig und mit dem Kunden San Francisco Coffee Company konnten wir opentabs gerade im Münchner Raum leichter vertreiben, diese Kette kennt hier einfach jeder.
  2. Der zweite wichtige Punkt war, dass wir relativ früh das iPad  für den Gastronom aufgegeben und auf Bons umgestellt haben.
  3. Drittens die Entscheidung gegen ein Kassensystem und für eine offene Schnittstelle.
  4. Zu guter Letzt die Ausrichtung  auf die Verkehrsgastronomie. Am Anfang sollte opentabs auch im klassischen Restaurant eingesetzt werden. Im Gründungsjahr 2012 haben wir alles danach ausgerichtet. Doch im letzten Herbst  erfolgte die Neuausrichtung nach Gesprächen mit SFCC. Im „to go“ Geschäft liegt der Vorteil auf der Hand.

Start von Opentabs im Arena Geschäft

SH: Du hast ja früher mal erzählt, dass der Start mit der Gastronomie nicht so leicht war und ihr dann mit dem Arena Geschäft angefangen habt.

DR: Ja, in der klassischen Gastronomie musst du viel zu viel erklären, wo der Vorteil für den Wirt liegt. Und der Kunde sieht es auch nicht sofort. Wenn du aber bei Dean & David einen Salat willst und dich entweder anstellst oder schon im Büro eine Order abgibst, erkläre ich dir das einmal. Und wenn du da einmal die Woche hingehst, weißt du genau wovon ich spreche. Und du siehst auch sofort den Vorteil.

SH: Wenn ich sonst im Restaurant sitze und die Kellnerin kommt regelmäßig vorbei, dann sehe ich da nicht sofort den Vorteil.

DR: Ja. Wir glauben nach wie vor an das Modell. Wir glauben aber, es wird erst später kommen. Wir haben ja auch z.B. die Niederlassung am Gärtnerplatz. Da kannst du auch vom Tisch bestellen. Da hat es auch Sinn, denn in vollen Bars verlieren die Bedienungen den Überblick und die Gäste an den Tischen werden Ihre Bestellwünsche unter Umständen nicht los.

Wir glauben, dass wir über das Nachtleben irgendwann auch die reguläre Gastronomie bekommen.

Chancen in der allgemeinen Zunahme des Mobile Commerce

SH: Das ist wahrscheinlich auch ein Prozess, weil sich die ganze Branche gerade auch sehr stark bewegt. Wenn man z.B. NuBon mit Wöhrl und Deichmann und weiteren Händlern sieht. Es kommen ja immer mehr Mobile Payment und Couponing Angebote. Wenn die Leute sich daran erst gewöhnen, wird sich das auch hier anders verhalten.

DR: Genau und McDonald´s kommt im Herbst in Österreich. In Deutschland soll es wohl erst nächstes Jahr soweit sein. Wir finden das schade.

SH: Dass die jetzt was Eigenes machen?

DR: Nein, dass die erst so spät kommen! Dass die was Eigenes machen war uns klar. Das wäre jetzt vermessen zu denken, dass McDonald´s unsere App nutzt. Aber wir würden hier High Five machen und eine Flasche Schampus öffnen, wenn McDonald´s morgen mit der App raus käme. Genau wie du gesagt hat, könnten wir auf dieser Welle mitschwimmen. Es wird natürlich leichter mit jeder Kette, die wir gewinnen. Wir sprechen mit vielen und einige warten noch ab.

Lesen Sie auf Seite 3 über die Mitbewerber, Zahlverfahren und Anbindung der Gastronomen.

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