Wie der Megatrend Digitalisierung alles verändert

von Stefan Hoffmeister
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Der Artikel “Diese 17 Megatrends bestimmen unsere Zukunft” gehört zu den Top Reads auf unserem Magazin. Schon länger wollte ich ein Update dazu schreiben. Einige aktuelle Beiträge rund um das Thema Digitalisierung und seine damit einhergenden disruptiven Veränderungen liefern nun genug interessantes Material.

Damals habe ich geschrieben:

Der Alltag wird in allen Lebensbereichen immer mehr vernetzt und digital durchdrungen.
Neue digitale und internetbasierte Geschäftsmodelle entstehen.

Zur Vertiefung können folgende Posts dienen:

  • Michael Kroker: Totale Disruption: So stark hat die digitale Transformation die Musikindustrie getroffen
  • Dirk Helbing: Menschheit steht vor dem größten Umbruch seit der industriellen Revolution

IT Trends verändern das komplette Wirtschaften

Cloud Computing, Big Data und das Internet der Dinge (IOT) verändern die Art und Weise wie wir Wirtschaften von Grund auf.

Dies spiegelt sich etwa in jungen, zumeist milliardenschwer bewerteten Startups (die Rede ist von den sog. Unicorns), die bisher fest etablierte Unternehmen in deren angestammten Kernfeldern angreifen und innerhalb kürzester Zeit zu schnellen Transformationen zwingen. Lesen Sie dazu auch: “Start-ups: der “Unicorn Club” wird größer”.

  • Uber / Lyft vs. Taxi Gewerbe
    Hierzu zwei aktuelle Artikel:
    San Francisco’s largest taxi company considers filing for bankruptcy.
    the guardian schreibt dazu: “Pamela Martinez, the president of Yellow Cab Co-Op, which operates nearly a third of the city’s 1803 taxis, cited “serious financial setbacks” and “business challenges beyond our control and … of our own making” in a letter to the company’s shareholders.”
    Uber und Lyft setzen das Taxi Gewerbe in bisher nicht gekanntem Ausmaß unter Druck.
    Uber slashes fares in 80 markets – In über 80 Städten reduziert Uber die Preise zum Teil drastisch.
  • AirBnB vs. Hotellerie

Das Problem ist freilich, dass den hohen Bewertungen der Startups oftmals Umsätze in einem unverhältnismässig geringen Niveau gegenüber stehen. Sie aber aufgrund ihres Geschäftsmodells und der öffentlichen Wahrnehmung dennoch ganze Industrien zur Veränderung zwingen disruptiv auseinander brechen.

Beispiel gefällig?

AirBnB erzielte in 2015 ca. eine Milliarde US Dollar Umsatz. Liegt aber mit seiner Bewertung bei etwa 25 Milliarden US Dollar. Damit liegt AirBnB mit seiner Bewertung höher als die etablierte Hotelkette Marriott, die es im Sommer “auf etwa 21 Milliarden Dollar brachte” (n-tv). “Angesichts dessen scheinen die schon im Vorfeld eines Börsendebüts aufgerufenen Bewertungen milde gesagt minimal abgehoben. Wie es sich für Überflieger gehört.” ABER:

Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen solle der Gewinn 2020 fast drei Milliarden Dollar erreichen. Derzeit verliere Airbnb noch Geld. Dieses Jahr dürfe sich das Minus auf 150 Millionen Dollar belaufen. (n-tv)

Michael Kroker führt aus, dass die digitale Disruption am Beispiel der Musikindustrie zu sehen ist, die schon weitgehende Veränderungen erleben musste:

Der Umsatz der Musikbranche ist allein in den USA vom Höhepunkt 14 Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf nunmehr gut sechs Milliarden Dollar eingebrochen – ein Rückgang um fast 60 Prozent innerhalb von 15 Jahren – etwas, was man treffend wohl nur mit totaler Disruption bennen kann.

Natürlich wird nicht jede andere Industrie im gleichen Maße von der digitalen Transformation betroffen. Aber es gibt einen Vorgeschmack auf das, was vielen Segmenten – inklusive der Medien-Branche – noch bevorsteht.

Einer, der die digitale Revolution in der Medienwelt nicht nur erlebt, sondern auch beschrieben hat, ist Hubert Burda: Buchtipp: Notizen zur digitalen Revolution 1990-2015.

Digitale Revolution verändert den Arbeitsmarkt dramatisch

Die Veränderung der Wirtschaft schlägt sich nicht nur in nackten Zahlen und Unternehmensbewertungen nieder, sondern wird immer mehr persönliche Schicksale treffen. Nämlich dann, wenn aufgrund von Digitalisierung, Automatisierung und Einsatz von künstlicher Intelligenz und Robotern zunehmend Arbeitsplätze wegfallen.

Dirk Helbing geht soweit zu sagen, dass in den meisten europäischen Ländern “circa 50 Prozent der heutigen Arbeitsplätze wegfallen werden”. Brzeski, Chefvolkswirt der IngDiba, bläst in das gleiche Horn: “Für Deutschland sehen wir eigentlich zwei Geschichten: einmal Hilfsarbeiter, Hilfskräfte, die deutlich ein großes Risiko laufen in kurzer Zeit ihre Arbeitsplätze zu verlieren. Aber auch technische Fachkräfte. Das heißt, es sind nicht nur die absolut niedrig ausgebildeten Menschen, sondern es sind mittlerweile auch die höheren, vor allem technische Berufe, wo der Computer, der immer schlauer wird, der immer mehr Prozesse übernehmen kann, den Menschen langsam den Rang abläuft”, sagt Brzeski. Grundlage für ihn war eine Studie von zwei britischen Wissenschaftlern. Sie haben die Automatisierbarkeit von über 700 Berufen berechnet. Und in Risikoklassen eingeteilt. (Das Erste – Update 2016-09-09: Die Zielseite wurde leider mittlerweile entfernt)

Die IngDiBa hat eine Studie veröffentlicht, wie gefährdet einzelne Arbeitsplätze durch die Digitalisierung sind. Eine übersichtliche Tabelle kann hier als PDF abgerufen werden. Sie zeigt die Wahrscheinlichkeit in Prozent, sowie die Anzahl der gefährdeten Jobs. “Demnach bedroht die sich zunehmend beschleunigende Technologisierung mittel- und langfristig mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in Deutschland. Von den 30,9 Millionen sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten, die in der Untersuchung berücksichtigt werden, würden demnach 18 Millionen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten durch Maschinen und Software ersetzt.” (Die Welt)

Das dramatische an den Vorhersagen: Die Studien gehen davon aus, dass die digitale Revolution in den nächsten 15 bis 20 Jahren voll zum Tragen kommt. Dirk Helbing setzt dies in Relation zur Planung öffentlicher Projekte: “Das ist sehr wenig, wenn man bedenkt, dass die Planung einer neuen Straße oft 30 Jahre und mehr verschlingt.”

Change Management gefragt wie nie

Mit großem Interesse habe ich in diesem Zusammenhang ein Sonderheft von Harvard Business Manager gelesen. Es trägt den Titel “Change Management – Wie agilen Unternehmen der Neustart gelingt“. Hauptteil sind “18 Ge­sprächspro­to­kol­le, in de­nen Top­ma­na­ger sehr of­fen von ih­ren Er­leb­nis­sen mit or­ga­ni­sa­to­ri­schen Neu­starts be­rich­ten. So viel steht fest: Es ist nicht ein­fach, aber mach­bar – wenn man die Cou­ra­ge hat, auch an­de­re Wege zu ge­hen.”

Es hat mich durchaus überrascht mit welcher Offenheit die Top Manager auch über Fehler, Schwachpunkte und Lernprozesse berichten, die sie im Laufe der unternehmerischen Veränderung durchlaufen mussten.

Sehr klar kommt hier auch der Faktor Mensch zum Tragen. Eine Unternehmensstruktur ist nicht starr, sondern besteht aus Menschen, deren Fühlen, Empfinden, Ein- und Vorstellungen. Es geht um Rollenkämpfe, Macht-Gewinn oder Verlust. Veränderung ist kein Selbstläufer, sondern braucht Fingerspitzengefühl, manchmal auch schwierige Entscheidungen die getroffen werden müssen.

Freilich sieht die Realität in den Unternehmen häufig noch anders aus, wie Frank Schabel von Hays zu berichten weiß:

Zum einen, wie stark immer noch die alten Themen Kosten- und Preisdruck das Geschehen in den befragten Unternehmen prägen und zum Teil als wichtiger als der digitale Wandel angesehen werden. Und zum zweiten, wie wenig Zeit die Befragten darauf verwenden, die digitale Transformation voranzutreiben. Sie sind in ihrem Tagesgeschäft, in ihren operativen Aufgaben noch viel zu stark eingebunden als dass sie innovative Themen angehen können.

Leider muss man aber Unternehmen, die sich nicht pro-aktiv mit der digitalen Revolution auseinander setzen eine düstere Zukunft prognostizieren. Hier verweise ich auf das Ende meines Artikels zur GAFA Ökonomie vom letzten Montag. Dort habe ich Alexander Graf zitiert:

Ich vertrete (…) die These, dass eine Schritt für Schritt Digitalisierung nicht funktionieren wird und dass Unternehmen mit wenig konkreten USPs in der Gafa Ökonomie nicht überleben können. Dann sollten sie lieber analog bleiben und langsam sterben ihre Ausrichtung kritisch prüfen.

Christoph Seeger, Chefredakteur vom Harvard Business Manager sagt im Editorial des oben genannten Sonderheftes:

Die so entstandenen Gesprächsprotokolle (mit den Top Managern zum Change Management; Anm. d. Autors) mögen sehr unterschiedlich sein, in ihrem Tenor ähneln sie sich: Wer echte Veränderung will, darf auch vor einem Totalumbau keine Angst haben. Denn in diesem Punkt ist ein Change-Prozess wie jedes andere Projekt: Sobald man einen Stein umdreht, geraten viele andere ins Rollen.

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