Amazon erhöht seine Kapazitäten für Lebensmittellieferungen. Kürzlich hat Amazon bekannt gegeben, dass es bald kostenlose Whole Foods Lieferungen für seine Amazon Prime Mitglieder anbieten wird.
Amazon startet Lebensmittel Lieferungen aus
Whole Foods Märkten
Dieser Schritt könnte die komplette Lebensmittelindustrie verändern und die Wettbewerber, wie beispielsweise das Unternehmen Instacart, erheblich schädigen, das derzeit (noch) eine Logistikpartnerschaft mit Whole Foods hat.
Ab einem Mindestbestellwert von 35 Dollar kann man sich innerhalb von 2 Stunden Lieferzeit tausende verschiedene Artikel liefern lassen. So macht das Angebot von Amazon sowohl für einen Großeinkauf von Nahrungsmitteln, als auch, wenn man nur ein Paar Dinge für das Abendessen vergessen hat, Sinn.
Nach der Aufgabe einer Bestellung werden die gewünschten Artikel im Laden gesammelt und angemessen verpackt. Dann werden sie an einen Amazon Flex Fahrer übergeben. Diese machen schon für andere Amazon Dienste Lieferungen, wie Prime Now, AmazonFresh oder Amazon Restaurants und benutzen dafür ihre eigenen Lieferwagen. Lieferungen sind von 8 bis 22 Uhr möglich, und falls es wirklich schnell gehen muss, kann man für 7,99 Dollar die Lieferung schon innerhalb einer Stunde erhalten.
Viele Lieferdienste für Lebensmittel bieten bereits Lieferungen am selben Tag der Bestellung an, aber das Niveau von Amazon bezüglich Komfort und Erschwinglichkeit ist bisher noch nie da gewesen. Es ist wahrscheinlich, dass dadurch das Konsumverhalten auf eine Weise verändert werden könnte, wie Amazon Prime das Verhalten im Bezug auf Online-Bestellungen verändert hat.
Die Zahl der Amazon Prime Mitglieder steigt permanent – die genaue Anzahl gibt Amazon nicht bekannt, aber man ging im April 2017 von mehr als 80 Millionen Mitgliedern aus. Die Lieferungen aus den Whole Foods Läden könnten für einen weiteren Anstieg sorgen. Im Gegensatz zu der 149 Dollar Jahresmitgliedschaft von Instacart, die eine kostenlose Lieferung innerhalb von 2 Stunden ermöglicht, fühlt sich der Amazon Service wirklich “kostenlos” an, da die Prime Kosten wesentlich geringer sind und noch weitere kostenlose Services inkludieren.
Amazon Service verändert Konsumentenverhalten
Das Ganze kann aber auch das Einkaufsverhalten insgesamt verändern: Da es keine Notwendigkeit mehr gibt seine Einkäufe des täglichen Bedarfs zu bündeln, um einen Mindestbestellwert oder eine portofreie Liefergrenze zu erreichen, wird sich bei zeitgleicher Erhöhung der Bestellhäufigkeit die Bestellmenge reduzieren.
Anstelle einer Familie, die ein bis zweimal in der Woche Lebensmittel einkauft, sind in Zukunft Fahrer damit beschäftigt für hunderte, wenn nicht sogar tausende von Familien, innerhalb eines Wohngebiets, mehrmals die Woche, Bestellungen auszuliefern.
Der Luxus einer Lieferung bis zur eigenen Haustür sticht in jedem Fall den eigenen Gang in den Laden aus. Große Lebensmittelketten werden die Anzahl ihrer Läden sukzessive reduzieren. Zugleich setzen sie mehr auf Warenlager, die besser für die Abwicklung von Online Bestellungen geeignet sind. Der Markt der Lebensmittellieferdienste über das Internet soll bis zum Jahr 2025 auf 100 Milliarden US Dollar jährlich anwachsen, alleine in den USA.
Bisher waren Supermärkte die Ankermieter für Malls in den US amerikanischen Vorstädten. Bedingt durch die neuen Lebensmittellieferdienste könnten sich kleinere Einkaufszentren um die Ecke in leerstehende Geisterstädte verwandeln, wie es auch schon anderen, zuvor gut frequentierten Einkaufsstraßen ergangen ist.
Start in ausgewählten Regionen in den USA
Gemäß dem üblichen Vorgehen von Amazon, wie man es schon mit seinen Bücherläden kennt, wird die Lieferung von Lebensmitteln derzeit nur in sehr ausgewählten Städten und Regionen getestet. Dies sind derzeit genau vier: Austin, Texa, Cincinnati, Dallas, und Virginia Beach, Virginia.
Für die Auswahl dieser Regionen hat Amazon sehr gute Gründe: Es handelt sich um kleinere, bis mittlere Städte. Dallas ist mit 1,3 Millionen Einwohnern die größte von ihnen. Wohingegen Virginia Beach weniger als eine halbe Million Einwohner hat. Sie haben ein eher gemäßigtes Klima, eine hohe Anzahl an Single Haushalten und eine gut entwickelte automobile Infrastruktur. Sie haben nicht den dichtesten Verkehr, den man sich vorstellen könnte, auch wenn sich Dallas-Fort Worth immer mehr dahin verändert.
In diesen Städten kann Amazon sehr gut lernen was funktioniert und was nicht, bevor es sein Lieferangebot für weitere Regionen bis zum Ende des Jahres ausrollt. Die jetzt im kleinen auftretenden Herausforderungen, werden in größeren Städten entsprechend intensiver. Denke man nur daran an Großstädte wie New York, wo man überhaupt erst einen Parkplatz finden muss und dann die Zustellung nicht in einem Mehrfamilienhaus, sondern einem Wolkenkratzer erfolgen soll.
Optimierungspotential in der Lieferkette
Noch ein paar Gedanken zur Lieferung selbst: Aktuell ist noch ein Mitarbeiter mit dem Picking im Whole Foods Laden beschäftigt und ein anderer fährt diese dann zum Kunden. Dies wird sich mit Sicherheit in der Zukunft ändern. Erst vor kurzem hat Amazon ein Patent für einen Lieferroboter angemeldet, der autonom auf dem Gehweg fahren soll. Er könnte von einem größeren Lastwagen abgesetzt werden und die Zustellung bis zur Haustür der Kunden übernehmen. Dies ist natürlich nur ein Beispiel der Anstrengungen von Amazon die Zustellung der letzten Meile zu bewerkstelligen. Drohnen wären ein anderes.
So könnte die Lieferung durch einen Menschen in Zukunft eher die Ausnahme, als die Regel darstellen.
Amazon treibt seinen Whole Foods Lieferdienst in einem vernünftigen Tempo voran, während die Bestellung und Lieferung von Lebensmitteln aus dem Internet immer mehr boomt. Amazon hat dabei gute Chancen kleinere Wettbewerber aus dem Markt zu drängen, wenn es seine Dienstleistung in immer mehr Städten und Regionen anbietet. Die Veränderung bekommen nicht nur andere Unternehmen zu spüren, sondern sie wird auch das Kaufverhalten der Konsumenten beeinflussen.
Mit Material von Business Insider.