Amazon verlagert Logistik weiter nach Osteuropa

von Stefan Hoffmeister
Veröffentlicht: Letzte Aktualisierung am: 1 Kommentar
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Die polnische Wirtschaftszeitung Puls Biznesu berichtet am 30.09. über neue Pläne von Amazon die Logistik Infrastruktur in Polen und Tschechien auszubauen und hat damit eine Welle in sämtlichen polnischen Medien losgetreten.

Die Anforderungen und Vorstellungen von Amazon sind schon sehr konkret:

  • zwei Lager sollen in der Nähe von Breslau entstehen
  • eines bei Posen
  • zwei weitere Lager in Tschechien. Die tschechische Zeitung Hospodarske Noviny berichtete vor Monaten, dass ein Amazon-Lager in der Nähe des Prager Flughafens geplant sei. Dort auf einer Fläche von 25.000m². Das Lager soll nicht der Osterweiterung dienen, sondern die deutschen Distributionsstandorte entlasten, heißt es weiter. Der Baubeginn ist noch für dieses Jahr geplant
  • für die Grundstücke muss eine Mindestfläche von 100.000 Quadratmetern zur Verfügung stehen
  • es wird mit einer Investitionssumme von 50 – 60 Millionen Euro, pro Standort, gerechnet
  • die „Gazeta Wyborcza“ spricht von einer Investitionssumme von 300 Millionen Dollar in Polen. Zu den Kosten in Tschechien gibt es (noch) keine Angaben
  • es sollen in Polen 3-6000 neue Mitarbeiter beschäftigt werden – derzeit werden in Deutschland, dem 3. wichtigsten Markt ca. 9000 Personen fest angestellt
  • das erste Lager könne schon im Jahr 2014 den Betrieb aufnehmen und werde nach Westeuropa liefern

“Puls Biznesu” betont, das noch keine einzelne Investition so viele Arbeitsplätze bringen würde wie von Amazon zu erwarten sei. Auch die benötigte Grundfläche von mindestens 100.000 Quadratmetern pro Zentrum sei für Polen einzigartig.

Amazon komme es nicht auf eine staatliche Unterstützung seiner Investition an, berichtet die Zeitung. Wichtiger sei dem Unternehmen, dass der Umzug rasch geschehen könne.

Bereits seit einem Jahr verschickt das Internet-Versandhaus Limango seine Waren aus Szczecin (Stettin) in Polen. Mehr als 70 Prozent der Lieferungen gehen nach Deutschland, Holland und Österreich.

Amazon wirbt um Logistiker

Aufmerksam wurde die Öffentlichkeit auf die Amazon-Planungen dadurch, dass das Unternehmen seit einiger Zeit an Universitäten Logistikpersonal rekrutieren will, berichtet die tschechische Nachrichtenplattform „Lupa.cz“. Betrieben werden soll das Lager in der tschechischen Hauptstadt vom Logistikdienstleister Menlo Worldwide Logistics, schreibt die Plattform. Eine offizielle Stellungnahme von Amazon war von dieser Redaktion angefragt, blieb aber aus. (Quelle: MM Logistik)

Amazon ist weder in Polen noch in Tschechien mit seinem Webshop vertreten. Deshalb ist für Fachleute klar, dass die neuen Standorte darauf abzielen, die Logistikstandorte in Deutschland zu entlasten.

Konsequenz aus Streiks in deutschen Lagern?

Auch für die Autoren,  Emil Gorecki und Malgorzata Grzegorczyk, besteht ein klarer Zusammenhang mit den Streiks in den deutschen Lagern. In den letzten Monaten war dort immer wieder z.T. mehrtägig gestreikt worden, weil die Mitarbeiter nach dem Einzel- und Versandhandelstarif, mit höheren Löhnen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Nachtzuschlägen bereits ab 20 Uhr, bezahlt werden wollen – Amazon zahlt weiterhin nach einem eigenen Tarif.

„Das dürfte in Polen aber kein Problem werden“, glaubt der polnische Arbeitspsychologe Jacek Santorski. Denn eine Firma, die ihren Logistikstandort nach Polen verlagere, senke dadurch doch bedeutend ihre Kosten. „Gleichzeitig erhalten die Mitarbeiter vor Ort eine angemessene Entlohnung“, so der Experte, der darauf anspielte, dass eine solche Investition für alle Beteiligten nützlich sei und deshalb keinen Grund für Konflikte biete. (Quelle: verkehrs Rundschau)

In Hessen beträgt der Einstiegslohn bei Amazon 9,83 Euro, nach Tarif müssten es 12,18 Euro sein. In Leipzig beträgt der Einstiegslohn 9,30 Euro, nach Versandhandelstarif müsste Amazon 10,66 Euro pro Stunde bezahlen. Der US-Konzern lehnt Gespräche mit Verdi ab.

Bad Hersfeld und Leipzig sind die ältesten Versandzentren Amazons in Deutschland. Es gibt weitere Standorte in Werne, Rheinberg, Koblenz, Graben, Pforzheim und seit neuestem in Brieselang bei Berlin, wo das Unternehmen derzeit intensiv nach Mitarbeitern sucht. Das Unternehmen erwartet in den ersten drei Jahren nach dem Start bis zu 1.000 langfristige Arbeitsplätze und zusätzlich 2.000 saisonale Arbeitsplätze. Der Standort wird voraussichtlich mit ungefähr 100 Arbeitern an den Start gehen, während der ersten Weihnachtssaison werden über 1.000 in dem Lager beschäftigt sein. Der neue Standort wird eine Größe von rund 65.000 Quadratmetern haben.

Noch keine offizielle Bestätigung

Ewa Kaucz, Vizechefin der staatlichen Agentur für die Entwicklung des Ballungsraums Wroclaw ARAW, bestätigte der Zeitung Gespräche mit Amazon, es sei aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden. Das Immobilienunternehmen Panattoni, das laut “Puls Biznesu” die Projekte in Wroclaw umsetzen soll, bestätigt ebenfalls Gespräche mit Amazon. Es sei aber “noch ein weiter Weg” bis zu einer Vertragsunterzeichnung, so Robert Dobrzycki von Panattoni in Polen.

Ein Sprecher von Amazon-Deutschland sagte Golem.de:

“Amazon hat keine Ankündigung bezüglich der Expansionspläne für sein zukünftiges Wachstum gemacht. Es gibt keinerlei Pläne, einen der bestehenden Logistik-Standorte in Europa zu schließen.”

Dies ist derzeit wohl die Standardantwort von Amazon, auch gegenüber anderen Medien.

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1 Kommentar

Verdi droht Amazon mit Streik im Weihnachtsgeschäft | print24 News & Blog 7. Oktober 2013 - 08:41

[…] unklar ist daneben auch Amazons angebliche Planung von Logistikzentren in Polen und Tschechien. Eine Verlagerung der deutschen Logistikzentren dementierte das Unternehmen zwar […]

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