Nachdem wir in der Vergangenheit bereits mehrfach über den mittlerweile zum Branchenführer für Apothekenonlineshops avancierten Softwareanbieter Mauve, aus Essen, berichtet haben, freue ich mich heute besonders, dass wir nun die Gelegenheit zu einem Interview über aktuelle Trends und Entwicklungen haben.
Christian Mauve ist Geschäftsführer der Mauve Mailorder Software GmbH & Co. KG. Er hat das Unternehmen 1999 gegründet und beschäftigt heute mehr als 30 Mitarbeiter.
Sie waren vor kurzem erstmals sehr erfolgreich auf der expopharm vertreten. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?
Mauve: In den letzten Jahren haben wir unsere Position im Markt für Online Apotheken-Versandhandelslösungen kontinuierlich ausgebaut und gefestigt. Laut GBS- Studie 2013 sind wir mittlerweile zum Marktführer in diesem Segment avanciert. Die expopharm ist wiederum die wichtigste Plattform des Apothekenmarktes, auf der sich unsere Kernzielgruppe trifft. Die expopharm ist damit für uns zu einer Pflichtveranstaltung geworden. Denn nur hier können wir unsere Apotheken-Versandhandelslösung M-ApoShop demonstrieren und bekommen sofort ein Feedback und interessante Anregungen. Darüber hinaus bietet die expopharm im Gegensatz zu den eCommerce-Messen, die wir bislang besucht haben, eine in dieser Form einzigartige Möglichkeit zum Informationsaustausch mit unserer Kernzielgruppe und den unterschiedlichsten Service Providern. Die auf der expopharm gewonnenen Erkenntnisse und Anregungen sind für uns enorm wichtig, um unserem eigenen Anspruch, innovative Lösungen für den Apotheken-Versandhandel anzubieten, auch weiterhin gerecht zu werden.
Wie sah Ihr Messekonzept aus, bzw. was war Ihre Kernbotschaft?
Mauve: Seit Anfang des Jahres arbeiten wir mit dem Key-Visual des boxenden Apothekers kombiniert mit dem Slogan „Der Punktsieger“. Ausgangspunkt für die damit verbundene Kernbotschaft ist die Entwicklung im Apotheken-Markt. In den vergangenen Jahren bewegten sich die Umsatzsteigerungen der stationären Apotheken mit gerade einmal einem Prozent auf sehr bescheidenem Niveau, knapp über der Stagnation, während sich der Apothekenversandhandel zu einem sehr dynamischen Vertriebskanal entwickelt, der seit Jahren kontinuierlich Zuwachsraten von zuletzt 6,8 Prozent (2011) aufweist. Vor diesem Hintergrund wollten wir dem Apotheker mit unserem Key-Visual und unserem Slogan signalisieren, dass unsere Lösung durch die Flexibilität, die umfangreiche Ausstattung und die Performance dem wettbewerbsgeplagten Apotheker mehr Schlagkraft verleiht, sowohl im Bereich des Botendienstes/lokalen Versands als auch beim nationalen und internationalen Versand. Die Reaktionen der Besucher auf unserem Stand und das große Interesse an unserer Lösung haben gezeigt, dass wir mit unserer Botschaft bei den Apothekern einen echten Wirkungstreffer gelandet haben.
Nachdem Sie in der Vergangenheit eine allgemeine Versandhandelslösung angeboten haben, fokussieren Sie seit einiger Zeit den Arzneiversand. Wie kam es zu dieser Ausrichtung Ihres Unternehmens?
Mauve: Anfang 2013 verfügten in Deutschland laut GBS-Studie nur 3.010 der insgesamt rund 22.000 Apotheken über eine Versandhandelserlaubnis und nur 626 über einen professionellen Webshop. Und glaubt man den Marktexperten, werden dem Online-Geschäft mit OTC Produkten rasante Zuwachsraten zugetraut. Andererseits waren die Hälfte aller unserer Neukunden zu diesem Zeitpunkt Apotheker. Bereits 2012 haben wir mit unserem M-ApoShop mehr als 50 Prozent unseres Umsatzes erzielt. Angesichts der Marktsituation und der Entwicklung in unserer Kundenstruktur lag es daher nahe, uns künftig auf dieses Marktsegment zu konzentrieren. Seit dem wir uns auf den Markt des Apotheken-Versandhandels konzentriert haben, ist die Nachfrage noch einmal deutlich angezogen. Ganz offensichtlich wird unsere Lösung von immer mehr Apothekern geschätzt.
Gab es für Sie wichtige Hürden, bzw. Besonderheiten, die Sie beim Einstieg in den Apothekenmarkt nehmen mussten?
Mauve: Wir haben uns schon sehr früh, noch in den Anfängen des Apothekenversandhandels zusammen mit MyCare, einem potenten Pionier des Versandhandels, unsere ersten Sporen verdient. Gemeinsam haben wir eine Lösung entwickelt, die es zur damaligen Zeit in dieser Form nicht gab. Somit haben wir die Hürden schon vor rund 8 Jahren genommen und sind im Laufe der Jahre mit den kleinen und großen Anforderungen, denen wir uns tagtäglich gestellt haben und auch heute noch stellen, gewachsen. Die wirkliche Herausforderung lag und liegt eher in der mangelnden Akzeptanz des Apotheken-Versandhandels innerhalb der Branche und der auch heute noch teilweise spürbaren offenen Ablehnung in der Apothekerschaft und bei den Verbänden. In all den Jahren standen wir vor der Situation, dass wir nicht nur unser Produkt weiter entwickeln mussten, sondern zusammen mit den anderen Marktteilnehmern den Markt erst entwickeln und das Bewusstsein der Apotheker für die sich aus dem Versandhandel ergebenden Möglichkeiten schärfen mussten.
Können Sie kurz einige Eckpunkte benennen, die Ihrer Meinung nach den Apothekenversand von anderen Bereichen des Versandhandels unterscheiden?
Mauve: Generell muss man erst einmal festhalten, dass es vom Selbstverständnis her einen Unterschied zwischen einem Apotheker und einem Versandhändler gibt. Der Apotheker sieht sich nicht in erster Linie als Händler. Seine Handlungsweise wird bestimmt durch sein Verständnis als Arzneimittelfachmann, als Lotse im Gesundheitswesen. Darüber hinaus gibt es deutliche Unterschiede zum klassischen Versandhandel in der strukturellen Konzeption und im Aufbau einer Online Apotheken-Versandhandelslösung. Da sind z.B. die Notwendigkeit der Anbindung eines Apotheken-Webshops an die unterschiedlichen Apothekensoftwaresysteme zu nennen, Stichwort Schnittstellenkompatibilität, aber auch die Verarbeitung von Rezepten, die Möglichkeit der Abfrage der Verfügbarkeit des gesamten ABDA-Artikelstamms mit rund einer halben Million Produkten, die Möglichkeit einer Arzneimittel-Interaktionsprüfung und der notwendige hohe Automatisierungsgrad bei Großhandelsbestellungen über entsprechende Schnittstellen, um eine jederzeitige Versorgung der Kunden mit entsprechenden Medikamenten sicherzustellen. All das sind Funktionen, die im klassischen Versandhandel gar nicht vorkommen.
Wo sehen Sie im Vergleich zu anderen Software Anbietern, z.B. von Apotheken Warenwirtschaftssystemen, die ja auch immer mehr Webshoplösungen anbieten, Differenzierungspunkte?
Mauve: Die Frage nach Differenzierungspunkten stellt sich für uns nicht, da lediglich Awinta traditionell noch eine Webshop-Lösung mit anbietet. Vielmehr haben in der Vergangenheit alle anderen bedeutenden Apotheken-Softwareanbieter wie Lauer-Fischer, Asys oder Pharmatechnik das Gespräch mit uns gesucht, um gemeinsam eine Schnittstelle zwischen unserer Versandhandelslösung und ihrer Apotheken-Software zu entwickeln. Einen professionellen Apotheken-Webshop zu entwickeln und mit anzubieten, ist den führenden Apotheken-Softwareanbietern zu aufwendig und macht auch wenig Sinn, da sie sehen, wie gut unser Shop mit ihrem Warenwirtschaftssystem harmoniert. Es gibt deshalb auch schon erste Gespräche mit einem Apotheken-Softwarenanbieter, unser Shop-System künftig mit anzubieten.
Mobile Commerce ist ein Schlagwort der Stunde. Inwieweit sind Mauve Shops für mobiles Shopping gerüstet?
Mauve: Natürlich haben auch wir erkannt, welches Potenzial sich dem Apotheker durch das mobile Shopping bietet. Deshalb haben wir ein neues, responsives Design Template entwickelt, womit wir dem Shopbetreiber ohne Mehrkosten auch den Vertriebskanal über mobile Endgeräte eröffnen. Das responsive Webdesign des neuen Standard-Shops ist für die Einbindung mobiler Plattformen zukunftsweisend, da es entsprechend der Auflösung des abfragenden Gerätes immer eine optimale Darstellung ermöglicht.
Aufgrund der verschiedenen Datenskandale in den letzten Monaten sind Internetnutzer allgemein sehr verunsichert, was die Sicherheit ihrer privaten Informationen angeht. Bei Apotheken und Medikamenten handelt es sich allgemein um sehr intime Informationen.
Welche Sicherheit bietet ein Mauve Webshop den Endverbrauchern?
Mauve: Da auch alle unsere eigenen Daten in der Virtual Private Cloud abgelegt sind, können alle unsere Kunden generell davon ausgehen, dass wir schon aus nachvollziehbarem Eigeninteresse ein ganz besonderes Auge auf die Sicherheit unseres Cloud-Services und damit auf die dort gespeicherten Daten legen. Alle relevanten Seiten der Shops sind mit 2.048 Bit SSL-verschlüsselt. Für weitere Sicherheit sorgt selbstverständlich eine entsprechende Firewall mit aktivem Portblocking, das nur einen gezielten, auf Ausnahmeregelungen basierenden Datenverkehr zulässt. Zudem sind alle Serverzugänge mit 4.96 Bit SSH-verschlüsselt.
Ihre Software liegt ja auch in der sogenannten Virtual Private Cloud. Wie kann man sich das vorstellen?
Mauve: Derzeit arbeiten wir mit zwei zertifizierten Rechenzentren zusammen, bei denen wir als Großkunde mehrere dedizierte Hochleistungsserver betreiben, die die Basis für unsere Virtual Private Cloud bilden. In dieser Cloud, die über das klassische Clustering hinausgeht, stellen wir unseren Kunden auf einem virtuellen Server einen bestimmten Bereich mit garantierter Performance zur Verfügung, bei dem die zur Verfügung gestellten Ressourcen nicht durch eventuelle Aktionen anderer Shopbetreiber geschmälert werden. Im Gegenteil, bei besonderen Lastspitzen stehen ihnen noch weitere Ressourcen zur Verfügung, auf die sie zugreifen können. Im Rahmen unseres VPS-Webhostings stellen wir unseren Kunden somit Ressourcen zur Verfügung, wo und wann sie benötigt werden. Unsere Kunden profitieren von einem Virtual Dedicated Server gleich mehrfach: Sie nutzen alle Vorteile eines dedizierten Servers nur für sich, genießen aber sämtliche Vorzüge eines zuverlässigen virtualisierten Webhosting-Services. Für die notwendige Schnelligkeit und ausreichende Reserven sorgen modernste Multikern-Server-Prozessoren und eine flexible RAM-Zuweisung. Der iSCSI Storage Service gewährleistet hohe Datensicherheit und eine stabile Datensicherung durch einen hochverfügbaren Festplattenverbund und verhindert bei einem möglichen Ausfall auch nur einer Festplatte kostspielige Produktivitätseinbußen. Damit sorgen wir für eine optimale Ausfallsicherheit und Performance unserer Versandhandelslösungen. Shops wie delmed.de konnten z.B. durch den Umstieg auf einen Virtual Dedicated Server eine Performancesteigerung ihrer Shops um durchschnittlich 30 Prozent erreichen.
Stehen die Server in Deutschland und welchen Datenschutzbestimmungen unterliegen die Daten?
Mauve: Da unsere Virtual Private Cloud in einem der modernsten und nach europäischen Normen (ECB-S) zertifizierten Colocations-Rechenzentren in Deutschland gehosted wird, unterliegt die Datenverarbeitung den hierzulande gültigen, strengen Bestimmungen des gesetzlichen Datenschutzes und der Rechtsprechung.
Im Vergleich zu anderen Branchen und zum gesamten eCommerce in Deutschland weisen die bvh Zahlen für den Apothekenversand ein niedrigeres Wachstum aus. Welche Gründe sehen Sie dafür?
Mauve: Generell muss man sich im Klaren darüber sein, dass es gerade erst einmal 9 Jahre her ist, dass die rechtlichen Hürden für den Onlinehandel mit Arzneimitteln fielen. So gesehen wäre es nicht verwunderlich, wenn der Apothekenversandhandel noch nicht die Zuwachsraten aufweist wie andere Branchen oder der gesamte eCommerce hierzulande. Wenn ich aber auf die Geschäftsentwicklung unserer Apotheken-Kunden schaue, kann ich die bvh-Zahlen nicht bestätigen und auch nicht nachvollziehen. Seit Jahren beobachten wir bei unseren Apotheken-Kunden ein dauerhaftes, stabiles, mitunter zweistelliges Wachstum. Und das wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich steigern, da immer mehr Menschen nicht nur vom Preisvorteil bei der Online-Bestellung von OTC-Artikeln profitieren wollen, sondern auch von der bequemen Bestellmöglichkeit über das Internet mit anschließender Lieferung frei Haus.
Das eCommerce Wachstum für 2013 lag in der ersten Jahreshälfte bereits wieder gut im mittleren zweistelligen Bereich. Welche Wachstums-, bzw. Unternehmensziele haben Sie sich gesetzt?
Mauve: Seit Jahren wächst unser Unternehmen mit jährlich 25 Prozent und mehr. Seit 2012 trägt das hochprofitable Geschäft mit unserer Online Apothekenversandhandelslösung M-ApoShop 50 Prozent zum Umsatz bei. Da wir uns seit Anfang des Jahres auf dieses Marktsegment fokussiert haben, gehen wir in den nächsten Jahren noch von weiteren Umsatzsteigerungen, die deutlich über 25 Prozent liegen, aus. Damit einher geht auch der Ausbau unseres Marktanteils. Laut der GBS-Studie zum Online Apotheken-Versandhandel 2013 lag unser Marktanteil bei knapp 23 Prozent. In den nächsten ein bis zwei Jahren wollen wir diesen Marktanteil auf rund 40 Prozent ausbauen und das durch organisches und, da wo sich die Möglichkeit eröffnet, auch durch anorganisches Wachstum. Mit unseren Apotheken-Lösungen M-ApoShop Enterprise und M-ApoShop Local bieten wir nicht nur den Big Playern mit 10.000 Paketen am Tag eine professionelle Lösung an, sondern auch eine Standard-Lösung für den Einstieg in den lokalen Versandhandel und/oder Botendienst.
Sie haben zuletzt mehrere Kooperationen im Payment und EDV Schnittstellen Bereich bekannt gegeben. Was können wir von Ihnen in den nächsten Wochen und Monaten erwarten? Können Sie hier einen Ausblick auf geplante Entwicklungen geben?
Mauve: Um in diesem Markt in der ersten Reihe zu sitzen, muss man das Ohr ständig am Markt haben, muss die Bedürfnisse des Apothekers antizipieren und seine Lösung kontinuierlich weiterentwickeln. Wir liefern unseren Kunden jeden Monat ein Update mit Verbesserungen und neuen, erweiterten Funktionen, was nur wenige Software-Entwickler ihren Kunden anbieten können . Das schaffen sie nur mit einem straffen Zeitplan, viel Disziplin und dem Wissen um die Befindlichkeiten der Apotheker, die wir aus den vielen, täglichen Kundenkontakten herausfiltern. Das hohe Tempo, mit dem wir jeden Monat das Rad aus Anforderungen, Umsetzung und Update drehen, sorgt letztendlich dafür, dass unsere Lösung eine Vielzahl von Funktionen aufweist, die nicht von jedem Mitbewerber in dieser Ausprägung angeboten wird. Denn unser Ziel ist es, den Apotheken-Versandhändlern alle Schnittstellen und Funktionen anbieten zu können, die sie für einen erfolgreichen, effizienten Apotheken-Versandhandel benötigen.
Ich bedanke mich für das freundliche Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.