Ist Facebook das sozialere Netzwerk? #Hochwasser – Diese Frage habe ich mir in den letzten Tagen, seitdem Deutschland vom Jahrhundert, ja Jahrtausend Hochwasser überflutet wird, mehrfach gestellt. Ich habe bei Facebook, Twitter und Google+ ungefähr gleich viele Freunde, Follower, wie auch immer man sie nennen mag. Dennoch erscheinen laufende Meldungen und Berichte fast ausschließlich in meiner Facebook Timeline. Ist Facebook hier vielleicht besser geeignet? Welche Gründe sprechen dafür, dass die meisten Personen sich auf Facebook über die Naturkatastrophe austauschen?
Mein persönlicher Eindruck ist, dass Facebook zum Einen technisch besser geeignet ist Informationen zu verbreiten und Hilfsangebote zu sammeln, als z.B. Twitter. Der Kurznachrichtendienst kommt mit seinen 140 Zeichen an seine Grenzen und wird auch schnell unübersichtlich, wenn es um Interaktionen, wie etwa Kommentare und Antworten geht. Gerade in der aktuellen Lage ergänzen viele Nutzer die allgemeinen Seiten durch eigene Informationen und Erfahrungen. Sie tauschen sich untereinander in den Kommentaren aus.
Zum Anderen erlebe ich, dass diese doch sehr persönliche Krisensituation auf Facebook Verbreitung findet. Die meisten Personen in meinem Netzwerk nutzen offensichtlich Google+ und Twitter mehrheitlich zur beruflichen Kommunikation. Facebook kommt aus dem Wohnzimmer, dem privaten Bereich der User.
Vielleicht kann man diese Wahrnehmung nicht verallgemeinern – dennoch möchte ich dazu anregen, immer zu überlegen, welches Medium für welchen Zweck, welches Vorhaben genutzt wird. Sehr gerne können Kommentare zu Ihrer Wahrnehmung und Ihren Erfahrungen hinterlassen werden.
Facebook Dreh- und Angelpunkt für Informationsaustausch und Hilfsangebote
Der Stern schreibt zu den Aktivitäten auf Facebook:
Das Angebot ist enorm: Fast jeder Ort, der überschwemmt wurde, hat eine Seite eingerichtet. Unter „Helfen und Spenden beim Hochwasser in Bayern 2013“ werden einige bayerischen Hilfsangebote gebündelt. Die Facebook-Seite „Passau räumt auf“ bietet eine offizielle Anlaufstelle für Helfer in der Stadt. Ganz einfach ist es für sie nicht, den Überblick zu behalten – zu viele Aktionen wurden ins Leben gerufen. Schließlich kommt Unterstützung nicht nur aus den Flutregionen, aus ganz Deutschland bieten Feuerwehrmänner Hilfe an.
Die wegen dem Hochwasser neu gegründeten Seiten weisen zumeist schnelles Wachstum auf. So schreibt Ulf Kossol, von Social Media Evolution:
Schnelligkeit schafft Reichweite: Gestern, am 02.06. gegen 13 Uhr, bin ich im Facebookstream auf die Seite elbpegelstand von Mike Gruschwitz gestossen. Sie bot mir jede Stunde den aktuellen Stand der Elbe, von Twitter gespeist, noch nicht wirklich revolutionär aber zu der Zeit genau das, was ich brauchte. Man rief auch zum Posten von eigenen Fotos und Berichten auf, was mir gefiel. Die Seite hatte gestern Mittag ca. 3.000 Fans. Jetzt, 1,5 Tage später zählt man bei elbpegelstand fast 20 mal soviel Fans und es werden stündlich mehr.
Eine der größten Facebook Seiten zum Thema ist: Infoseite – Hochwasser 2013 Bayern. Mit Stand vom 06. Juni, 21:40 Uhr, hat die Seite 134.000 Fans gesammelt.
Social Media können auch von der öffentlichen Hand genutzt werden
Was könnten Behörden z. B. über offizielle Profile kommunizieren?
- Warnungen zur Gefahrenlage und aktuelle Entwicklungen
- Aufruf an freiwillige Helfer an bestimmte Orte zu kommen
- Anordnungen bezüglich der öffentlichen Sicherheit
- Hilfsaufrufe und Spendenaufforderungen
- Empfehlungen
- Einschränkungen durch Hochwasserschäden
- Entwarnungen
Gerade da Notrufnummern, Informationshotlines und Internetseiten aufgrund der Vielzahl der Anrufer und Zugriffe überlastet sind oder ausfallen, könnte es sinnvoll sein, auf Soziale Plattformen zurückzugreifen, da diese doch sehr stabil laufen. Gleichzeitig könnte dieser Informationskanal die Info-Hotlines entlasten, so dass diese für die wirklich wichtigen und dringenden Anrufe erreichbar bleiben.
Auch die Interaktion der Krisenzentren mit den Betroffenen ist möglich. So könnten über Nachrichten im Netzwerk Informationen empfangen werden oder es könnte um aktuelle Bilder oder Videos aus gefährdeten Gebieten gefragt werden, um evtl. Falschmeldungen und Übertreibungen vorzubeugen. Bilder und Videos könnten eine Lagebeurteilung aus der Ferne ermöglichen und somit Reaktionszeiten vekürzen. Im Zeitalter von Smartphones und Tablets ist dies keine technische Herausforderung mehr.