Ist der Einsatz von Robotern zur Paketauslieferung, zum autonomen Fahren von Fahrzeugen oder der Versand von Waren via Drohnen nur unrealistische Zukunftsmusik, die wie aus einem Sci-Fi Film anmutet? Oder könnten sich dahinter realistische Szenarien einer gar nicht so weit entfernten Zukunft verbergen?
Nachdem ich zuletzt bereits einiges über Roboter, Google´s Pläne mit dem Kauf mehrerer führender Unternehmen in der Forschung und Entwicklung humanoider Roboter, zusammen getragen habe, möchte ich nun einen Blick auf die militärische Entwicklung werfen. In der Vergangenheit waren regelmäßig militärische Entwicklungen ursächlich für Veränderungen auch im zivilen Sektor.
Eine israelische Studie sieht das zukünftige Schlachtfeld von Robotern und unbemanntem Kriegsgerät dominiert.
INSS Studie zur militärischen Entwicklung bis 2035
Israel’s Institute for National Security Studies (INSS) hatte in den letzten zwei Jahren 30 führende Wissenschaftler dazu aufgefordert eine Langzeit Studie zu erstellen, um Prioritäten und finanzielle Budgets für das Militär und die zivile Verteidigung bis zum Jahr 2035 festzulegen.
Die Quintessenz dieses Projekts war, dass eine Armee, die auch in Zukunft noch als solche funktionieren möchte, sich komplett neu ausrichten müsse, ihre Arbeitskraft, ihre Befehlskette und ihre Kampfstrategie auf eine neue Situation, in der das Schlachtfeld von Schwärmen unbemannter Kriegsgeräte bestimmt werden, anzupassen.
Das INSS wurde ursprünglich 1977, als Center for Strategic Studies, von der Universität Tel Aviv gegründet. General i.R. Aharon Yariv, früherer IDF Military Intelligence Chief, von 1964 – 1972, war der Gründervater für das Center für Strategic Studies und hat es bis zu seinem Tod 1994 geleitet. Das Zentrum leistete Pionierarbeit bei der Neudefinition israelischer Sicherheitsstudien und der Forschung hinsichtlich Verteidigung und nationale Sicherheit, indem es Akademiker und politische Entscheidungsträger einbezog.
Roboter dominieren in Zukunft das Schlachtfeld
Die Roboter werden zu Land, auf See und in der Luft operieren, Informationen sammeln und sich um laufende Sicherheitsaufgaben und Angriffsziele verschiedenster Schlachtszenarien kümmern. Dank künstlicher Intelligenz können die verschiedenen Roboter miteinander kommunizieren, Informationen austauschen, sie schnell analysieren, sich gegenseitig im Schadensfall reparieren und, wenn sie im Vorhinein die richtige Aufträge erhalten, gezielt das Feuer auf spezifische Ziele eröffnen.
Die Studie wurde auf einer INSS Konferenz Mitte Dezember, in Tel Aviv, veröffentlicht. Sie wurde von Prof. David Passig und Ofer Morgenshtern, von Future Code, geleitet. Das gesamte Studienprojekt war unter der Leitung von Yoav Zacks, mit der Unterstützung von vielen weiteren Forschern.
Prof. David Passig, geb. 1957, ist Zukunftsforscher und Associate Professor an der Universität Bar-Ilan, in Israel. Zu Yoav Zacks schreibt das INSS:
Currently head of the technology division in the anti-terrorism unit of Israel’s National Security Council, Col. (ret.) Zacks has worked in the defense establishment on the development of various technologies and headed a start-up company in hi-tech. At INSS he directs the program on Technology Forecasting and Policy Implications.
Liran Antebi, Research Manager am INSS betont, dass die Forschungsergebnisse weit entfernt von Science Fiction oder irgendwelchen coolen Zukunftsideen sind, sondern der Regierung und verschiedenen Ministerien als Entscheidungsgrundlage vorgelegt werden sollen.
Im September 2013 hat sie eine Abhandlung mit dem Titel “Who will stop the Robots” veröffentlicht. In dem Teaser dazu heißt es:
Unmanned tools and systems play an increasingly large role in the modern battlefields, as these tools have significant advantages that encourage many countries and violent non-state actors to develop and use them. At the same time, this advanced technology raises moral, ethical, legal, and social concerns and questions. This article explains basic terms in the area of unmanned warfare, examines the developments made in the past twenty years, and presents the United States’ future plans in the field. It raises various challenges facing the field, including technological, while making the claim that limiting the field’s development will be difficult if not impossible due to the investments made by many countries, the large role unmanned tools and systems already play in today’s battlefield, and the field’s potential in the context of non-military uses, such as in science, medicine, services, and industry.
Am Ende ihres Artikels kommt sie zu folgenden Ergebnissen:
- unbemannte Waffensysteme spielen im 21. Jahrhundert eine entscheidende Rolle auf dem Schlachtfeld
- ihr Einsatz hat sich in der Vergangenheit bereits erfolgreich bewährt, was insbesondere in entwickelten demokratischen Staaten, weitere Forschung und Investitionen nach sich zieht
- deren Einsatz ruft unzählige Fragen, insbesondere moralisch-ethischer und juristischer Natur hervor
- trotz Warnungen und Bedenken hat sich der Einsatz unbemannter Waffen zuletzt stark erhöht
- Präsident Obama führt diese Entwicklung durch den Einsatz von Drohnen in asymmetrischen Konflikten mit nicht-staatlichen Akteuren, in Pakistan, Afghanistan oder dem Jemen, an
- trotz immer lauteren Rufen den Drohneneinsatz zu reduzieren und entsprechender Erklärungen der USA, haben sie bisher nicht aufgeführt diese Technologie für militärische und zivile Einsätze weiter zu erforschen
- derzeit lässt sich also folgern, dass der Einsatz unbemannter Waffensystem kaum begrenzt werden kann und wohl auch der Wille dazu fehlt
- gerade auch, weil der Einsatz solcher Geräte kostengünstig ist und es jetzt und in Zukunft zahlreiche zivile Einsatzmöglichkeiten gibt
Für Liran Antebi ist entscheidend, dass Entscheidungsträger in Wissenschaft und Politik wissen müssen, wie die politische und zivile Landschaft in Zukunft aussehen werden.
3 Hauptergebnisse der Studie
Basierend auf technologischen Vorhersagen kam das Forscherteam zu 3 Ergebnissen, bezüglich der Rolle unbemannter Systeme in 20 Jahren:
- praktisch jede militärische Operation kann in Zukunft mit unbemanntem Kriegsgerät geplant werden
- die meisten Kriegsszenarien können durch unbemanntes Gerät ausgeführt werden
- unbemannte Waffen werden in Schwärmen agieren
Mit anderen Worten werden hunderte von Maschinen und Geräten in Echtzeit miteinander kommunizieren, auf die veränderte Realität reagieren und das gewünschte Ergebnis erzielen – ohne menschliche Präsenz auf dem Kriegsschauplatz.
Die Studienmethodik basiert auf der Entwicklungsgeschwindigkeit und -richtung von Schlüsseltechnologien in den nächsten 20 Jahren. Dies sind etwa:
- AI – also künstlich Intelligenz
- Roboterautomatisierung
- allgemeines Bewusstsein
- Kommunikation
- Überlebensfähigkeit
- Datensicherheit
- Energieressourcen
Hinzu kommen derzeit noch nicht erforschte Fähigkeiten, die es unbemanntem Kriegsgerät erlauben werden sich selbst zu reparieren, zu vervielfältigen, das Aussehen zu verändern, zu tarnen, mit Stealth Eigenschaften nahezu unsichtbar zu werden.
Gegenüber dem israelischen Globes Magazin äußert sich Antebi zur Entwicklung:
“Questions surrounding the need for basic training as it exists today will arise. It is possible that there will still be basic training, but with the goal of bringing soldiers into the military framework, and for organizational discipline. That said, it is not certain that physical ability will be relevant for the needs of most soldiers. It is altogether uncertain what the importance of peak physical condition will be in an era of unmanned devices. Armies will be called upon to place strong emphasis on other qualifications among conscripts, such as high cognitive abilities, because they will serve in organizations that employ a great many robots in the battlefield.”
Ohne menschliches Eingreifen
Denkt man derzeit an unbemanntes Kriegsgerät kommen einem zumeist die Drohnen in den Sinn, die derzeit sicherlich die Einsatzszenarien dominieren. Zur Entdeckung und Beseitigung von Minen oder in einem urbanen Umfeld sind sie jedoch ungeeignet. Die israelische Forschergruppe vergleicht die Entwicklung mit dem Stand der Heimcomputer in den 80ern.
Darüberhinaus glauben 75 % der beteiligten Forscher, dass bis 2028 sich selbst heilendes Material zum Einsatz kommen könnte. 72 % glauben, dass im selben Jahr unbemanntes Gerät bei Tageslicht vollständig in der Lage sein wird sich zu tarnen. 66 % können sich vorstellen, dass einige Maschinen ihre Form so verändern können, dass sie die gewünschte Aufgabe ausführen können.
Antebi kann sich gut vorstellen, dass in 20 Jahren unbemannte Maschinen 70 – 80 % klassischer militärischer Aufgaben erledigen können. Sie sagt: “Es wird nicht alles an einem Tag passieren. Aber so wie Drohnen immer mehr Aufgaben der Luftwaffe übernehmen werden wir in einem langen Prozess dort hin kommen.”
Quellen:
- englische Wikipedia: Instititute for national security studies (Israel)
- Globes: Israel´s Business Arena: Developing Robots for Warfare
Letzte Änderung: 14:49:29 – 2016-03-07