Die Zeiten der aktiven Stellensuche über Initiativbewerbungen, Ausschreibungen oder Empfehlungen sind zwar noch lange nicht vorbei, Soziale Netzwerke bieten aber zusätzlich weitere Möglichkeiten der Jobsuche: Personal Branding heißt das Stichwort, oder auch: sich zur Marke machen, sich präsentieren und dadurch auch für Arbeitgeber findbar machen. Dazu gehören die Reputationspflege, eine sehr gute Vernetzung und Präsentationswerkzeuge, die zur Persönlichkeit des Bewerbers / der Bewerberin passen.
Reputationspflege in sozialen Netzwerken
Ausgangspunkt zur Stellensuche für StellenbewerberInnen ist eine gründliche Recherche nach dem eigenen „Vorleben“ im Internet, einschließlich einer Bereinigung der vorhandenen Profile in Sozialen Netzwerken. Allzu private und persönliche Informationen wirken sich unvorteilhaft auf den Reputationsaufbau aus.
Dazu kommt eine Recherche nach den Karriere-Chancen, die der Markt bietet: in Jobbörsen, auf Unternehmensseiten, in Blogs und Foren und in Sozialen Netzwerken. Daraus ergibt sich ein klareres Bild, wie in den Sozialen Netzwerken über eine Firma gesprochen wird und wer für die Firma spricht: Erste Ansatzpunkte für Kontaktaufnahmen und Gespräche werden deutlich.
Wer Personal Branding effektiv einsetzen möchte, sollte sich spätestens jetzt Klarheit darüber verschaffen, welche Alleinstellungsmerkmale ihn / sie auszeichnen: Was kann ich? (Ich biete: …) Was will ich? (Ich suche: …) Dies geht weit über Berufsbezeichnung und Zusatzqualifikationen hinaus. Schlüsselqualifikationen, spezielle persönliche Stärken, Neigungen und Interessen stehen im Zentrum dieser Vermarktungsstrategie und erweisen sich um so zielführender, um so klarer sie formuliert werden können. Hilfreich ist, dabei gezielt Worte zu verwenden, die auch schon bei der Marktanalyse immer wieder im Zusammenhang mit Karriere-Chancen entdeckt wurden – wenn sie zutreffen! Falsche oder nichtssagende Aussagen sind kontraproduktiv und schaden mehr als sie nützen.
Wer sich eine Reputation als ExpertIn auf einem Fachgebiet aufbauen möchte, sollte sich eine Webadresse mit dem eigenen Namen reservieren und eine Website oder ein Blog einrichten. Gerade Blogs sind hervorragend für eine Findbarkeit in den Suchmaschinen geeignet, weil sie eine hohe Schlagwortdichte für die Thematik haben, laufend aktuelle Artikel bringen und gut verlinkt sind. Das bedeutet aber natürlich auch, dass die Pflege eines Blogs auch recht zeitintensiv werden kann, dessen sollten sich die InhaberInnen bewusst sein – sie brauchen einen langen Atem. Auf Website und Blog werden darüberhinaus alle Aktivitäten zusammengeführt und Querverbindungen zu den Aktivitäten und Nachrichten in den relevanten sozialen Netzwerken geschaffen. Um den Wiedererkennungseffekt zu erhöhen, sind ein Logo, ein professionelles Foto und ein einheitliches Design nicht zu unterschätzen.
Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, um Fachkompetenz, Persönlichkeit, Dialogbereitschaft und Präsenz zeigen zu können – alles Maßnahmen, um von der eigenen Kompetenz zu überzeugen. Der Erfolg wird nicht sofort eintreten, sondern erst im Laufe der Zeit, mit zunehmender Vernetzung in den Netzwerken und damit einhergehendem zunehmenden Vertrauen. Von jetzt an kommt es also darauf an, mit regelmäßigen relevanten Kommentaren und Beiträgen zu erscheinen und über die gezielte Wahl der Kontakte die Aufmerksamkeit derjenigen auf sich zu ziehen, die Empfehlungen aussprechen können oder selbst Personalentscheidungen in Unternehmen treffen.
Vernetzung in sozialen Netzwerken
Soziale Netzwerke effektiv nutzen heißt, sich aus den Tausenden von unterschiedlichen Netzwerken diejenigen herauszusuchen und zu pflegen, die für die Branche bzw. die Zielgruppe von Bedeutung sind – es ist völlig ausgeschlossen, in allen Netzwerken präsent sein zu wollen. Wichtig ist die Präsenz in den Netzwerken, in denen sich auch die Unternehmen / Experten bewegen, die für das eigene Fachgebiet interessant sind, und sich mit ihnen gezielt zu vernetzen: Durch „folgen“, kommentieren, eigene Beiträge in Online-Diskussionen oder – bei passender Gelegenheit – durch direkte Kontaktaufnahme auf virtueller oder realer Ebene. Auf diese Weise wird eine ganz besondere Beziehung zu den relevanten Unternehmen aufgebaut: Einerseits erfahren BewerberInnen auf längere Sicht viele Dinge über ein Unternehmen, die so nicht auf Unternehmensseiten und schon gar nicht in Stellenausschreibungen enthalten sind, und andererseits werden bereits Kontakte zu PersonalentscheiderInnen oder EmpfehlerInnen aufgebaut, die bei einer Stellenvergabe den entscheidenden Ausschlag für eine Einstellung geben können.
Wer Soziale Netzwerke einsetzen möchte, sollte bereit sein, mit anderen Menschen in öffentliche Diskussionen und Gespräche einzutreten und Nachrichten zeitnah zu beantworten. Umgangsformen wie Schreibstil, Freundlichkeit und Authentizität wirken sich unmittelbar auf das Ansehen der eigenen Person aus. Daher ist es dringend geraten, sich negativer Gefühlsäußerungen oder gar Äußerungen über ehemalige oder aktuelle ArbeitgeberInnen und KollegInnen unbedingt zu enthalten!
Zu den in Deutschland wichtigen Sozialen Netzwerken gehören vor allem Xing und LinkedIn, Facebook, Google+, Twitter, die Personensuchmaschine yasni, einige Foto- / Video- / Bookmarking- und branchenspezifische Plattformen, die z.B. über den Socialmediaplanner ermittelt werden können. Zunehmend gibt es außerdem Dienste, die eine Bündelung der Social Media Aktivitäten auf einer Seite erlauben, z.B. https://about.me/
Präsentation der Online Bewerbung
Bei der Wahl der Präsentation einer tatsächlichen Bewerbung sind der Phantasie dann keine Grenzen mehr gesetzt – solange Form und Inhalt der Wahrheit entsprechen, ansprechend und übersichtlich aufgebaut und leicht handhabbar sind: Ob die „traditionelle“ Bewerbung ergänzt wird mit einem Bewerbungsvideo auf Youtube oder Vimeo oder spezielle Bewerbungstools verwendet werden, das ist dem Geschick und Geschmack der BewerberInnen anheimgestellt. Entscheidend ist, dass die Präsentation zum Bewerber / zur Bewerberin und dessen Erscheinungsbild im Internet passt.
Beispiele für Bewerbungstools:
- https://mahara.phsg.ch/
- http://careerportfolio.mb.ca/
- http://resumup.com/
- https://www.vizify.com
Viele Unternehmen tun sich heute im Umgang mit den Sozialen Netzwerken noch schwer. Dennoch wird in Auswahlverfahren bereits heute häufig recherchiert, welche Informationen im Internet über einen Bewerber / eine Bewerberin gefunden werden können. Rechtlich gesehen dürfen nur solche Informationen einbezogen werden, die auch öffentlich zugänglich sind, z.B. über eine Suchmaschine. Bei Informationen, die nur den Mitgliedern innerhalb eines Netzwerkes zugänglich sind, ist eine Verwendung umstritten; sich als Personalentscheider jedoch private Informationen in Netzwerken zu erschleichen, ist nicht erlaubt. Unabhängig davon sollten Stellensuchende sich gründlich mit den Einstellungen der Privatsphäre in den jeweiligen Netzwerken befassen und im Zweifel immer nach der Devise handeln: Allzu Privates hat im Internet einfach nichts zu suchen.
Links:
Tools und Netzwerke:
- Social Media Prisma: http://www.ethority.de/weblog/social-media-prisma
- Jobbörsen: http://www.deutschlandsbestejobportale.de/
- http://crosswater-job-guide.com/
- Google+
- Yasni
- Flickr
- Youtube
- Vimeo
- Mister Wong: http://www.mister-wong.de
- Branchenspezifisch: http://www.socialmediaplanner.de
- Vernetzung: https://about.me/ – mit Beispiel: http://about.me/klischnet/
Beispiele für eine Stellensuche
- Blog http://www.punktefrau.de/blog/2013/01/14/jobsuche/ – lesen Sie dazu auch den ausführlichen Blogpost “Punktefrau zeigt, wie Online Bewerbung richtig geht“
Beiträge im Web:
- Unternehmen informieren sich im Web über Bewerber
- Dr. Carsten Ulbricht, am 04. März 2013: Social Media & Arbeitnehmerdatenschutz – Richtlinien bei der Recherche nach Bewerbern und Mitarbeitern in Sozialen Netzwerken
- Im Blickpunkt: Jobsuche im Internet, Grimme-Institut, August 2011 http://www.grimme-institut.de/imblickpunkt/pdf/imblickpunkt_jobsuche.pdf
Social Media Monitoring Tools:
http://www.seo-united.de/blog/internet/social-media-monitoring-tools.htm
Tools für Online-Bewerbung:
https://geistreich.digital/mixed/tools-fur-online-bewerbung
Buchtipps:
- „Karrierefalle Internet“ – Managen Sie Ihre Online-Reputation, bevor andere es tun.
Von Klaus Eck. Hanser-Verlag, 2008 - „Die Guerilla-Bewerbung: Ungewöhnliche Strategien erfolgreicher Jobsucher“
Von Svenja Hofert. Campus Verlag, August 2012
Über die Autorin:
Der Gastartikel stammt von Christa Rahner-Göhring. Sie ist Diplom Pädagogin und hat ein IHK Zertifikat als Infobrokerin. In diversen Fortbildungen hat sie folgende Qualifikationen erworben:
- Grundqualfikation Erwachsenenbildung des Volkshochschulverbandes Baden-Württemberg
- Trainerqualifizierung für internetgesteuerte Kommunikation der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH
- Qualifikation als Trainerin für Eltern-Medienmentoren beim Landesmedienzentrum Baden-Württemberg
Zu Ihren Dienstleistungen gehören Informationsvermittlung, Suchmaschinen-Optimierung, Internet-Kurse und Medienpädagogik.
1 Kommentar
[…] nur auf Ausschreibungen bei Jobbörsen konzentrieren, sondern neben Initiativbewerbungen auch die sozialen Netzwerke für die Stellensuche verwenden. Hier ist vor allem eine weitreichende Vernetzung mit der Branche, in der man tätig sein […]