Von Beginn an begleiten wir bei geistreich78 das Blogbox Startup aus München. Mittlerweile konnten die Jungs aus dem Westend mehrere hundert Blogger für ihren Autorenpool gewinnen, den Leser per App so bereits vor kuratiert nutzen können. Zudem haben sie einige weitere Angebote aufgebaut, mit denen sie Unternehmen hochwertige Inhalte anbieten.
Die Gründer stehen für die Erfahrung vieler anderer junger Unternehmer: Immer wieder mussten sie ihr Geschäftsmodell anpassen, um sich neue Einnahmemöglichkeiten zu erschließen, da die ursprüngliche Geschäftsidee nicht gewinnbringend umgesetzt werden konnte. Darüber unterhalte ich mich heute im Interview mit Moritz Orendt.
Moritz Orendt zur Blogbox App
Moritz, die Idee mit der Blogboxapp direkt Geld zu verdienen habt ihr mittlerweile aufgegeben. Kannst du nochmals die Hauptgründe dafür nennen?
Moritz Orendt: Erstmal vielen Dank Stefan, dass du dich schon vor unserem offiziellen Launch für die Blogbox registriert hast und seitdem unser Projekt begleitest!
Mit der Blogbox-App haben wir ein individualisierbares Blog-Magazin gebaut. Der Leser wählt seine Lieblingsthemen und wir servieren ihm die passenden Blogbeiträge auf dem Silbertablett. Damit ist die App ein Medienprodukt, das sich an Konsumenten richtet. Solche Produkte finanzieren sich über die Masse – egal ob der Nutzer oder der Werbetreibende zahlt. Unsere Magazin-App hat ihre Nische gefunden, ist aber bisher nicht über eine vierstellige Zahl an monatlich aktiven Nutzern hinausgekommen.
Welche Lehre oder Rückschlüsse habt ihr aus den Erfahrungen mit der Blogbox gewonnen?
Moritz Orendt:
1. Wir fokussieren uns nicht mehr ausschließlich auf native Apps:
Es ist sehr schwierig, Reichweite für eine Magazin-App aufzubauen. Downloads werden noch viel über die App Store Charts generiert. In unserer Kategorie, Nachrichten, müssten wir da an den ganzen Schwergewichten mit einem großen Verlagshaus im Rücken (SZ, SPIEGEL, BILD, etc.) vorbei. Dazu kommen noch die großen, Risikokapital-finanzierten Reader-Apps wie Flipboard oder Pocket, die auch immer auf den vorderen Plätzen zu finden sind.
2. Wir fokussieren uns auf Geschäftskunden:
Während Konsumenten sehr wenig Geld für Software ausgeben, ist die Zahlungsbereitschaft von Unternehmen da sehr viel höher – auch weil der Kundennutzen oft quantifizierbar ist. Wenn Software im Unternehmen Prozesse vereinfacht, wird das sofort gegen die gesparte Arbeitszeit verrechnet – dem Konsumenten ist das eher egal.
Content Marketing mit der eigenen Firmen App
Als nächstes habt ihr mit Hilfe einzelner Blogger, die ihr über die Blogboxapp kanntet, angefangen eine Corporate-Magazin-App anzubieten. Euer erster Kunde war hier meines Wissens der DAV Summit Club. Wie kann man sich eine solche Firmen-App vorstellen?
Moritz Orendt: Mit der Blogbox-App haben wir Inhalte für Nutzer personalisiert, mit den Firmen-Apps haben wir Beiträge für Firmen individualisiert beziehungsweise für deren Zielgruppe. Das heißt konkret im Falle des DAV Summit Clubs, das wir Ihnen auf Basis des Blogbox-Technik ihre eigene Summit-App erstellt haben, die mit passenden Wander- und Trekking-Inhalten von Bloggern die Zielgruppe unterhalten und informieren soll.
Mittlerweile sind noch weitere Angebote hinzu gekommen. Magst du diese kurz schildern?
Moritz Orendt: Ausgehend von der Idee, dass unser eigentlicher Mehrwert für Unternehmen nicht die schicke App, sondern die Filterung und Bereitstellung relevanter Inhalte ist, haben wir unseren Content Captain gebaut.
Mit dem Content Captain kann man diese Inhalte auf verschiedenen Kanälen veröffentlichen: nicht nur in der eigenen App, sondern auch auf Social Media oder der eigenen Website.
Blogger Relations
Wie erlebt ihr die Zusammenarbeit mit den Bloggern? Mittlerweile habt ihr ja mehrere hundert in eure verschiedenen Angebote eingebunden. Da müsstet ihr ja Experten in Sachen Blogger Relations sein?
Moritz Orendt: Die Begeisterungsfähigkeit und die Experimentierfreude der knapp 700 bei uns eingebunden Blogger motivieren uns sehr. Immer wieder stellen wir fest, wie unterschiedlich „die Blogger“ eigentlich sind. Da gibt es das private Tagebuch der 19jährigen Modestudentin, den 46jährigen Journalisten, der zum Spaß alle 3 Wochen einen exzellenten Beitrag zur EU verfasst und den 28jährigen Reiseblogger, der um den Blog herum sein Business aufgebaut hat. Grundsätzlich gilt bei Blogger Relations wohl, dass man mit Respekt weit kommt.
Warum glaubst du, gibt es immer noch, bzw. immer wieder Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen Bloggern und Unternehmen?
Moritz Orendt: Viele Unternehmen sind noch nicht in der digitalen Welt angekommen und bewegen sich deswegen dort unsicher und ungelenk. Deswegen können sie „Blogger“ oft nicht richtig einordnen und versieben die Ansprache.
Wie siehst du eure Zukunft? Wenn wir uns in zwei Jahren unterhalten: Könnt ihr dann von weiteren Geschäftsmodellen berichten oder habt ihr schön langsam ein tragfähiges Modell gefunden?
Moritz Orendt: Ich bin sehr optimistisch, was die Zukunft von Blogbox anbelangt und glaube, dass wir Unternehmen inzwischen ein sehr rundes Paket rund um relevanten Inhalte anbieten können. Sicherlich werden wir da an ein paar Schrauben drehen, aber von der Tragfähigkeit unseres Modells bin ich überzeugt.
München unterstützt StartUps
Gerade sammle ich Statements zum digitalen Standort München. Wie erlebst du das? Was gefällt dir an der Landeshauptstadt und was fehlt dir noch?
Moritz Orendt: Mir gefällt München generell und die hiesige Digitalszene auch. Es gibt viel Unterstützung, sei es von den Universitäten, von BayStartup oder von anderen Startups. Das einzige, was mich stört, ist der ständige Vergleich mit Berlin: Woanders ist das Gras immer grüner, das ist halt so 😉
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch und weiterhin viel Erfolg!