Am Dienstag war es also soweit – die lang ersehnte Apple Release Party wurde in aller Welt ausgestrahlt. Viele hatten zum einen „the next big thing“ erwartet. Zudem war man, mehrere Jahre nach dem Tod von Steve Jobs, darauf gespannt, wie die Zukunft von Apple a la Tim Cook aussehen soll.
In vielen Kommentaren war zu lesen, dass aufgrund des Entwicklungszyklus und der Hinterlassenschaft des immer noch omnipräsenten Firmengründers, jetzt erstmals nur noch die Handschrift von Tim Cook zu erkennen wäre, der somit endlich die Möglichkeit hätte aus dem Schatten des großen Vorgängers zu treten.
Hardware sorgt für keine Überraschungen
Freilich muss man zugeben, dass hardwareseitig wenig Überraschendes geboten wurde. Waren die neuen iPhone Modelle und die iWatch schon lange erwartet worden. Auf deren technische Daten und die mögliche Einordnung in irgendwelchen Bestenlisten mag ich an dieser Stelle nicht eingehen.
Vielmehr möchte ich den Blick auf den neu eingeführten und vorgestellten Bezahldienst Apple Pay lenken. Mobile Payment – also die direkte Zahlungstransaktion vom Smartphone aus, wird in Paymentkreisen und von Mobilfunkern schon lange propagiert, konnte sich aber in der breiten Masse bisher nicht durchsetzen. Genau so wenig wie Wallet Lösungen. Sogar Google ist es nicht gelungen hier den Durchbruch zu schaffen. Wobei hier womöglich das Sammeln von weiteren vermarktbaren Daten für die Werbeindustrie mehr Antrieb, als das Geschäftsmodell eines praktikablen Paymentdienstes, im Vordergrund steht. Somit auch der letzte Elan fehlt, das Projekt mit hoher Priorität und Entschlossenheit nach vorne zu treiben. Die Apfelverantwortlichen konnten sich jedenfalls deutliche Hinweise auf Datenschutz und die Sicherung Wahrung der kritischen Daten, nur im Endgerät, in ihrer Keynote nicht verkneifen.
Mobile Payment konnte sich bisher nicht etablieren
Zu umständlich, zu viele Zwischenschritte, zu wenig Akzeptanzstellen sind wohl die Hauptargumente, die man als Hinderungsgründe für Mobile Payment immer wieder zu hören bekommt.
Bei meinem heutigen Besuch auf der #dmexco, immerhin die führende Leitmesse für digitales Marketing, hatte ich viele Gespräche mit Zahlungsdienstleistern, bzw. -anbietern. Im Grunde kann man die mehrheitlichen Aussagen so summieren:
Wenn ein Unternehmen dem Thema Mobile Payment tatsächlich zum Durchbruch verhelfen kann, dann Apple.
Das kalifornische Unternehmen hat den Ruf von Innovation, Reduktion, Vereinfachung, aber auch von potenten und ausgabewilligen Kunden, die sich zumeist als Early Adopter präsentieren.
Ist Apple Pay der große Heilsbringer?
Freilich steht auch Apple vor der gleichen Herausforderung, wie all die anderen Marktteilnehmer. Doch darf nicht vergessen werden, dass bereits zig Millionen Kunden Ihre Zahlungsdaten nutzen, um im iOS und iTunes Universum einzukaufen. Seien es Songs, Apps, In-App Käufe, eBooks und vieles mehr. Der Schritt diese Chance auf weitere Felder und auch außerhalb von Apple auszubauen liegt schon lange nahe. So wurden bereits zu Beginn Kooperationen mit Disney, Nike, McDonalds (das selbst an einer Mobile Payment Lösung arbeitet), Walgreens und Bloomingdales geschlossen. Immerhin sollen damit sofort 220.000 Akzeptanzstellen bereit stehen.
Neben dem lokalen Handel kann Apple Pay auch in Apps genutzt werden. Benötigt wird dafür allerdings ein neues iPhone 6 Modell, da die älteren Smartphones nicht über die notwendige technische Unterstützung verfügen. Starbucks, die Tischreservierung Open Table und der Taxi-Dienst Uber gehören zu den ersten Apps, die auf die neue Zahlamt setzen.
Zudem hat Apple im Musikmarkt bereits vorgemacht, wie man durch direkte Verträge mit den Plattenfirmen selbst zu niedrigen Kosten digitale „Waren und Rechte“ einkaufen kann und sich dabei den Zwischenhandel gleich ganz spart. So wird auch im Finanzbereich der Vertrag direkt mit der Bank abgeschlossen und Apple geht erneut den kürzest möglichen Weg.
Laut einem Bericht von Bloomberg hat der iPhone-Hersteller für den anfangs nur in den USA verfügbaren Service individuelle Verträge mit Großbanken wie Citigroup, Bank of America und JPMorgan Chase ausgehandelt, die Apple einen Anteil der bei jeder Transaktion anfallenden Kartengebühr zusprechen.
Neben den Banken wurden Verträge mit den Kreditkartenanbietern American Express, VISA und MasterCard bekannt gegeben.
Größte Hürde könnte wieder mal die deutsche Regulationswut oder die Bafin sein. Hier bin ich gespannt, welche Hürden sich noch auftun, bevor Apple Pay tatsächlich in Deutschland starten kann.
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