Digitales Leben und die Veränderung der Medien beschäftigen uns auf geistreich78 schon seit längerem. Heute veröffentlichen wir einen Gastbeitrag eines jungen Start-Ups, das ein Buchprojekt per Crowdfunding umsetzen möchte, was wir mit dem folgenden Beitrag gerne unterstützen wollen. Lesen Sie selbst:
Daktylos Media: Unser Unternehmensmodell
Wir sind ein junges Startup aus Dresden, das zur Zeit seine ersten Projekte realisiert. Mit Daktylos Media produzieren und vertreiben wir interaktive Kinderbücher, die auf weltweit einmalige Art klassische Literatur, hochwertiges Design und Sachwissen miteinander verbinden. Da wir nicht nur Mediengestalter, sondern auch Eltern sind, ist es uns wichtig, dass digitale Medien kindgerechte Aufbereitung von Content mit mediengerechter Umsetzung auf Tablets verbinden und die Faszination des Lesens beim Erlernen von Medienkompetenz erhalten bleibt. Daher haben wir mit den “Lesequests” ein ganz neues, interaktives App-Format für Kinder und Jugendliche entwickelt, bei dem erst das Lesen und Entschlüsseln des Textes zur Animation der Bilder führt.
Crowdfunding als Finanzierungsweg für Start-ups
Unser erste Projekt ist die Umsetzung eines Kinderbuch-Klassikers aus der DDR-Zeit, “Meta Morfoß” von Peter Hacks. Für die Finanzierung haben wir uns dazu entschlossen, ein Crowdfunding-Projekt über Startnext zu beginnen. Natürlich haben wir daneben versucht, auf klassische Art einen Bankkredit zu bekommen, aber die Aussichten darauf sind begrenzt – seit der Finanzkrise sind die Banken extrem restriktiv bei der Kreditvergabe, insbesondere bei sehr kleinvolumigen Projekten.
Crowdfunding erscheint uns dagegen als ideale Finanzierungsmöglichkeit. Die Risiken gehen hier für alle Beteiligten gegen Null und man ist unabhängig von Kreditgebern und frei von den daran geknüpften Bedingungen. Zudem ist Crowdfunding aus unserer Sicht momentan ein echtes Boom-Thema in Deutschland: Nachdem Plattformen wie Kickstarter in den USA schon seit einiger Zeit stetig wachsen, scheint der Trend nun auch in Europa und in Deutschland angekommen zu sein.
Neben einigen sehr erfolgreichen Buch-Projekten wie “Das neue Spiel” von Michael Seemann oder “Eine neue Version ist verfügbar” von Dirk von Gehlen ist uns in letzter Zeit besonders der Unbound Verlag aufgefallen. Er verbindet Crowdfunding-Strategien mit der Organisation eines klassischen Buchverlags. Die Crowd bestimmt das Verlagsprogramm. Ein Autor schlägt eine Buchidee vor, das Unbound Team wählt aus und setzt mit dem Autor die benötigte Summe für die Umsetzung fest. Erst, wenn das Crowdfunding erfolgreich war, beginnt der Autor zu schreiben. Der Gewinn wird zwischen Verlag und Autor zu gleichen Teilen verteilt.
Angeregt durch diese Beispiele haben wir für die “Meta Morfoß App” nun selber ein Crowdfunding Projekt bei Startnext aufgesetzt, das nach einer erfolgreichen Start-Phase diese Woche seine Finanzierungs-Phase beginnt. Die vielen Reaktionen der Fans, das positive Feedback und Medieninteresse lassen uns hoffen, dass wir auf diese Weise unsere erste App realisieren können.
Weitere Schritte zum Ausbau des Unternehmens
Daneben denken wir auch darüber nach, Investoren-Kapitel in unsere Firma zu holen. Neben dem klassischen Venture Capital-Modell überlegen wir beim nächsten Projekt unseren Entwicklern in Russland vorzuschlagen, sich an unserem Unternehmen zu beteiligen. Da wir ohnehin eine sehr kooperative Zusammenarbeit mit unseren Entwicklungspartnern pflegen, läge hier der Gedanke nahe, nicht nur ein reines Offshore-Programming zu realisieren, sondern auch im Sinne eines internationalen Joint-Venture auch die unternehmerischen Risiken miteinander zu teilen.
Ein weiterer denkbarer Schritt wäre eine Crowdfinancing-Aktion, so wie sie momentan sehr erfolgreich von readfy durchgeführt wird, einem deutschen Startup, das versucht eine Art “Spotify fürs eBook” zu entwickeln. Companisto, über deren Plattform das readfy-Projekt abgewickelt wird, hat dazu ein für alle Beteiligten schlankes und handhabbares Modell entwickelt: Statt Belohnungen für Spenden zu erhalten wie beim Crowdfunding, erwerben die Funder hier Unternehmensanteile ohne Stimmrecht und als Gegenwert für Ihre Investition einen echten Anteilsschein sowie Ausschüttungen bei Unternehmenserfolg. Companisto stellt dafür quasi die Infrastruktur bereit und unterstützt die Unternehmen beim Aufsetzen der Projekte – ein ebenfalls innovatives Modell, wie wir finden.
Die Zukunft: Digitaler Content-Vertrieb
Unsere ersten Projekte werden sicherlich zunächst als Standalone-Apps für Android und iOS realisiert werden – die von uns geplanten Funktionen der Lesequests sind beim momentanen Stand der eBook-Plattformen verlässlich nur als native App sinnvoll realisierbar. Daneben denken wir aber auch bereits darüber hinaus, unsere Inhalte später auch über einen Bibliotheks-App zu vertreiben, in der die einzelnen Titel als In-App-Kauf realisiert sind. Für dieses Modell ist zum Beispiel mit den TED Books ein sehr erfolgreicher Content-Shop für Sachbuch-Inhalte auf dem US-Markt aktiv, der mit Atavist als Backend auch auf einem innovativen und mächtigen Technik-Framework für interaktive Inhalte basiert. Für Kindermedien existieren dagegen auch international erst wenig Ansätze der Zusammenfassung von Inhalten.
Eine Plattform aus Deutschland, die dazu ein interessantes Modell realisiert hat, ist Tigerbooks, eine Kooperation des Oetinger Verlag und der App-Agentur NEXT Munich. Neben einem für Content-Anbieter spannenden Modell des verlagsübergreifenden Vertriebs von Inhalten per Mobile App bringen die Unternehmen 2014 mit TigerCreate auch ein mächtiges, integriertes Autorenwerkzeug für interaktive und animierte digitale Kinderbücher auf den Markt, das einen sehr vielversprechenden Eindruck macht. Neben dem eigenen Vertrieb über die großen App-Stores denken wir hier auch über eine Distribution über TigerBooks nach – Kooperationen einzugehen, um mehr Kunden zu erreichen, macht in den mobilen Ökosystemen immer Sinn.
Neue Geschäftsmodelle für Content
Innerhalb unserer eigenen App-Implementierung konzipieren wir daneben auch Wege für die Umsetzung von Geschäftsmodellen, die in dieser Form momentan über die großen eBook-Plattformen einfach nicht abbildbar sind: Was uns zum Beispiel immer schon gestört hat, ist die fehlende Möglichkeit zum Second Hand-Verkauf von Inhalten, oder auch, dass es keinen sinnvollen Weg für das Verschenken oder personalisierte Gutscheine gibt. Die Vertriebsmodelle von Apple, Amazon und Google sind hier einfach sehr unflexibel im Bezug auf Nutzungswege, die für jeden Print-Buch-Käufer völlig normal sind.
Beispiele wie Sobooks aus Deutschland zeigen: Wenn man hier die Möglichkeit des Print im Digitalen konsequent weiter entwickeln will, muss man dies bis zu einem gewissen Grad an den großen Konzernen vorbei tun. Wir beobachten hier aufmerksam die Ansätze dazu, auch zum Beispiel in einem Projekt wie LOG.OS – und weiterdenken werden wir unsere Ideen in jedem Fall, unabhängig, ob wir sie letztendlich in unserer eigenen Plattform realisieren, oder in Kooperation mit anderen Partnern.
Letzte Aktualisierung des Artikels: 07:06:10 – 2018-04-18
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