Magento Enterprise ist hochgelobt, aber auch oft falsch verwendet. Einige Argenturen versuchen es an ihre Kunden zu verkaufen, unabhängig davon ob sie dieses wirklich brauchen. Lernen Sie, wozu Sie Magento Enterprise wirklich brauchen, um zu erkennen, ob der Shop davon profitieren wird oder nicht und wann die Community Version mehr als genug ist.
Mit diesem Teaser wurde ein Vortrag von Tim Bezhashvyly, Senior Magento Entwickler, 21sportsgroup, im Programm der Meet Magento 2014, in Leipzig, angekündigt. Da dieser der am meisten beachtete am ersten Tag der Veranstaltung war, möchte ich ihn kurz zusammen fassen. Gleichzeitig gab es dazu auch die meisten Tweets der Teilnehmer, die hier mit einfliessen.
Über Tim Bezhashvyly
Tim ist der Kopf des Magento-Teams bei 21sportsgroup GmbH. Er ist ein langjähriges, aktives Mitglied der Magento Community und entwickelt Magento Community Erweiterungen, veröffentlicht Artikel und hält Vorträge zum Thema Magento rund um den Globus. Tim ist spezialisiert auf das Magento Ökosystem und der Anpassung von Magento Onlineshops für mobile Endgeräte. Er hat 14 Jahre Erfahrung mit PHP Programmierungen und 4 Jahre mit dem Magento System.
Die Unterschiede zwischen Magento Community Edition und Magento Enterprise
- Die Magento Community ist kostenfrei.
- Magento Enterprise kostet 12.000 € / pro Jahr / per Installation.
Wenn ein Unternehmen also zwei oder mehr Server betreibt, multipliziert sich die Jahresgebühr. Eine solche technologische Situation ist bei größeren Händlern recht häufig anzutreffen.
The harsh truth of Magento Enterprise #mm14de pic.twitter.com/CumLq0BN12
— Björn@TRITUM (@tritum) 12. Mai 2014
Natürlich wird vom Magento Marketing die Enterprise hochgelobt und als hausragende Verbesserung der Community Version dargestellt.
Vorteile von Magento Enterprise
Gegenüber der Community Version werden 40 Module oder sogenannte Extensions mitgeliefert. Auf visuell eindrucksvolle Weise veranschaulichte Bezhashvyly jedoch, dass der Großteil der (angeblich) wichtigen Extensions, entweder völlig wertlos ist, Bugfixes sind und somit nicht als Extension gezählt werden können oder aber kostenfrei oder gegen geringe Gebühren auf Magento Connect erworben werden können. Als weiteren Unterschied kann man als Enterprise Kunde einen direkten Support in Anspruch nehmen. Laut dem Vortragenden ist dieser aber nutzlos und kann selbst bei kleinsten Problemen nicht weiterhelfen. In Gesprächen mit anwesenden Entwicklern wurde mir dies bestätigt. Zudem hilft der Support nur für den Magento Core. Die meisten Probleme treten aber zur Anbindung von externen Erweiterungen und Schnittstellen auf. Als dritten (Vor-) Nachteil wies Tim darauf hin, dass Magento Enterprise eine schlechtere Security aufweist, was sicherlich für schnell wachsende eCommerce Unternehmen, die mit sensiblen Kundendaten agieren ein absolutes No-Go ist.
Erwartungen wurden nicht enttäuscht: harsh judgement indeed! @tim_bezhashvyly #mm14de pic.twitter.com/M5V57ibLPS — Shopwerft GmbH (@Shopwerft) 12. Mai 2014
Was bleibt unterm Strick für eine Investition von 12.000.- € im Jahr:
- Eine Anzahl fragwürdiger Extensions, die man umsonst oder für einen geringen Betrag auf Magento Connect erwerben kann
- Unsichere Sicherheitsmechanismen
- ein lächerlicher Support
- Eine Handvoll CE Bugfixes
“Fair DEAL?”
In seiner gnadenlosen und entwaffnenden Einschätzung machte Bezhashvyly auch nicht vor den Magento Agenturen halt. Da es seiner Meinung nach, überhaupt keinen Grund gibt auf die Enterprise Edition zu setzen, gibt es nur zwei Gründe, warum Agenturen diese verkaufen und ihren Kunden anbieten:
- Die Agentur will nur Geld am Kunden verdienen, ist aber nicht an einer echten Lösung und Beratung interessiert
- Die Agentur kann nichts.
Sinngemäß sagte er, dass es vielfach nur darum gehe, Magento Gold Partner zu werden, um mit der Auszeichnung nach aussen zu zeigen, was man kann. Tatsächlich ist es so, dass der Erhalt dieses Partner Modells von Magento an den Verkauf einer bestimmten Menge an Enterprise Installationen, pro Jahr, gebunden ist.
An dieser Stelle weise ich auf zwei externe Links hin, die nicht im Vortrag vorkamen:
- PDF von Magento: Solution Partner Programm. Nennt die Unterschiede und Bedingungen von Gold Partner, Silver Partner und Magento Associate
- Warum ich vom Magento-Solution-Partner-Programm nicht viel halte – Blogpost von Matthias Zeis. Aus diesem möchte ich noch einen Abschnitt zitieren:
… leider wird beim Partnerlevel das Hauptaugenmerk nicht auf Kompetenz gelegt. (…) Für mich heißt das: der Titel “Magento-Solution-Partner” kennzeichnet primär Agenturen und Anbieter, die Magento Inc. wesentliche Umsätze verschaffen. Unser aller Lieblingsshop-Hersteller ist nicht die Wohlfahrt und daher ist es durchaus legitim, solche Kriterien für die Auszeichnung als Magento-Partner heranzuziehen. Für den zukünftigen Shopbetreiber ist das aber irreführend, da es keine anderen Zertifizierungen gibt, um die Qualifikation eines Magento-Servicedienstleisters festzustellen.
Noch mal die Zusammenfassung in Bildform. #mm14de #magebeard pic.twitter.com/kos99rpAmJ
— Fabian Schmengler (@fschmengler) 12. Mai 2014
Fazit
Anzumerken ist, dass es sich um einen Vortrag eines Entwicklers, der bei einem Händler arbeitet, handelte. Das heißt, er ist in seiner täglichen Anwendung mit den Vor- und Nachteilen von Magento beschäftigt. Er ist seit Jahren für die Community tätig und ihm ist an einer Verbesserung und Optimierung von Magento gelegen. Tim hat auch Vorschläge gebracht und nicht nur Bashing betrieben: Warum wird etwa nicht Geld in die Weiterentwicklung von besseren Extensions investiert und diese dann zu höheren Preisen in Magento Connect verkauft?
Der Auftritt von Tim Bezhashvyly wurde am Ende von den Anwesenden mit tosendem Applaus und bejahenden Pfiffen gefeiert. Es war die einzige Session an Tag eins die nach der Eröffnung den großen Saal zum bersten brachte, weil wohl viele Entwickler bereits mit Spannung auf den Beitrag gewartet haben. Es zeigt auch, dass der Veranstalter “freedom of speech” zugelassen hat und so einer kontroversen Äußerung im Plenum Raum gegeben wurde.
Grundsätzlich ist es in einer so verschworenen Community wohl wichtig Probleme und persönliche Meinungen auch öffentlich und für alle hör- und sichtbar auszusprechen.
Und nun freue ich mich auf Tag 2…
Update:
Mittlerweile wurde das Video zum Vortrag veröffentlicht:
Letzte Änderung: 15:45:45 – 2014-07-05
9 Kommentare
[…] Dieser Artikel erschien zuerst auf geistreich.digital. […]
[…] The Harsh Truth of Magento Enterprise (#mm14de) (geistreich78) […]
[…] es darauf gibt, lässt sich anhand diverser Beiträge im digitalen Blätterwald nachlesen, z.B. im Beitrag von Stefan Hoffmeister, der Analyse von Roman Zenner und dem lesenswerten kritischen Kommentar von […]
[…] The Harsh Truth of Magento Enterprise (Stefan Hoffmeister) […]
[…] The Harsh Truth of Magento Enterprise – geistreich78 […]
[…] Dieser Artikel erschien zuerst auf geistreich.digital. […]
[…] Im Rahmen der diesjährigen Meet Magento hatte sich Tim Bezhashvyly, ein bekannter Entwickler, kritisch über den Funktionsumfang der Enterprise-Edition sowie die aktuelle Lizenzpraxis geäußert. […]
[…] Im Rahmen der diesjährigen Meet Magento hatte sich Tim Bezhashvyly, ein bekannter Entwickler, kritisch über den Funktionsumfang der Enterprise-Edition sowie die aktuelle Lizenzpraxis geäußert. […]
[…] The Harsh Truth of Magento Enterprise (#mm14de) (geistreich78) […]